ATHANASIUS KIRCHER UND HERZOG AUGUST

Rundgang - Vitrine 1 - Beschreibung

 

 

 

 

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Kirchers handschriftliches Projekt der "Reduzierung aller Sprachen auf eine einzige" aus dem Jahre 1659/60

Athanasius Kircher. Hoc Nouum Jnuentum Linguarum Omnium ad Vnam reductarum. Rom: 17. Oktober 1660. Eigenhändige Papierhandschrift.

Auf dem Titelblatt von Kircher Herzog August d. J. gewidmet; weitere bis auf die Titelseite identische Exemplare an Kaiser Leopold I., Papst Alexander VII., den "weisen" Kurfürst-Erzbischof von Mainz, Johann Philipp von Schönborn sowie Graf Bernhard Ignaz Martinitz, den Statthalter von Böhmen, versandt.
Diese Vorstufe zur Polygraphia nova von 1663 zeigt deutliche Anleihen an ein Schema aus der Ars magna des Raymundus Lullus, dem Kircher die Gesamtzahl der 54 Gruppen entnahm, in die sein zu einfachen Kommunikationszwecken begrenzter Wortschatz eingeteilt war. Der Aristotelischen Definition entsprechend als Genera bezeichnet, stehen den ersten 23 Gruppen fast ausschließlich Symbole oder Buchstaben vor, die Lulls Klassifizierungen entsprechen.
Aufgeschlagen sind Paradigmata Linguarum, in denen ein lateinischer Bezugssatz (Petrus / Ami- cus noster / Venit / ad / nos [...]) in sieben weitere Sprachen ohne Rücksicht auf syntaktische Unterschiede Wort für Wort übertragen wird; in der rechten Spalte erfolgt dann die Umsetzung in Notæ literarum, also von Kircher entwickelte Universalzeichen, in denen einige der Lullschen Symbole (Deus, Homo) zu erkennen sind.

HAB: Cod. Guelf. 3.5. Aug. 4°

 

© Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 2002