17. GOTT UND MENSCH IM TÄGLICHEN DIALOG: DAS STUNDENGEBET
Breviarium
Kalbspergament - 192 Bl. - 20 x 12,2 cm - Benediktinerinnenkloster
Lamspringe - Anfang 13. Jh.
Codex Guelferbytanus 982 Helmstadiensis
Das Brevier dient der Gestaltung der Liturgie
der Tagzeiten, also der über den Tag verteilten Stundengebete.
Denn nach dem alten Erbe Israels war es dem Menschen aufgegeben,
während des Tages in einem fortwährenden Gebet mit Gott
im Dialog zu bleiben. Nach und nach war das Brevier zu einem Handbuch
geworden, in dem das gesamte schriftliche Instrumentarium der
Tagzeitenliturgie bereitstand. Der Tag wurde am Morgen und Abend
eingerahmt durch Lesung und Gebet und in der Zwischenzeit durch
kürzere Gedenkstunden an Gott strukturiert. Im einzelnen
wurden am Morgen die Laudes gebetet, dann nach antiker Übung
die Terz (3. Stunde=9 Uhr), die Sext (6. Stunde=12 Uhr), die Non
(neunte Stunde=15 Uhr) und am Abend die Vesper (gegen 18 Uhr).
Als "Begleithoren" zu den Hauptgottesdiensten galten
die Prim (1. Tagesstunde um 7 Uhr) und die Komplet vor dem Schlafengehen,
die den jeweiligen Tag abschloß. Während der Nacht,
kurz vor Tagesanbruch, gab es die "Vigil", eine Hore
des Wachens vor Gott, die später "Matutin" genannt
wurde.
Abgebildet ist Blatt 9 recto mit Texten aus dem Beginn der Adventszeit.
Das Schriftbild ist dem Hamerslebener Schrifttyp verpflichtet,
die farbigen Anfangsbuchstaben zeigen gefällige, spielerische
Schmuckelemente.