Rundgang

 

 

 

 

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28. (Kat.Nr. 66)

Steven Blankaart: Die belägert- und entsetzte Venus, Das ist/ Chirurgische Abhandlung Der sogenannten Frantzoßen/ Auch Spanischen Pocken-Kranckheit. Aus dem Niederländischen ... in unsere Hochdeutsche Sprach übersetzet. Leipzig: Gleditsch 1689. [4] Bl., 544 S.; 8°.
Signatur: Xb 1862 (1)

Spezielle Therapien gab es für die Behandlung der "Franzosenkrankheit". Neben dem von Hutten ausführlich vorgestellten Guajak-Holz und etlichen anderen Salben, Ölen, Medikamenten war die berüchtigte Quecksilberbehandlung die gängigste Methode. Der Kranke wurde mehrmals täglich mit den Heilmitteln eingerieben und dann zu größtem Schwitzen gebracht, um das "Krankheitsgift" aus dem Körper auszutreiben.
Die im 17. Jahrhundert sehr bekannte Syphilisschrift des niederländischen Arztes Steven Blankaart (1650-1702) stellt die verschiedenen Therapieformen ausführlich vor. Die größte Wirksamkeit zeigt seiner Meinung das Quecksilber, da es aus "runden Kügelein" bestehe und "folglich eine größere Bewegung" im menschlichen Körper besitze (S. 189).

Aufgeschlagen: Kupfertitel. Die Abbildung zeigt die Behandlung syphilitischer Patienten in unterschiedlichen Krankheitsstadien. Vorn im Bild ein Syphiliskranker in vorgerücktem Stadium mit starkem Hautausschlag. Die Schwitzkur und Räucherung mit Quecksilberdämpfen wird gezeigt, im Hintergrund die sog "Salivation", die in einem sehr fortgeschrittenen Stadium (bettlägeriger Patient) zur Anwendung kam. Dabei wurde durch äußere Mittel (Räuchern, Einreiben etc.) oder durch Einnahme spezieller Salvirmittel der Speichelfluß stark angeregt, um die Krankheitsgifte, die "aus den Schweißlöchergen nicht dringen" können, auszutreiben (S. 178). Diese Maßnahmen waren aufgrund ihrer großen Gefährlichkeit umstritten. Der Speichelfluss gilt heute als starkes Vergiftungssymptom und wurde früher als Indikator für eine therapeutisch wirksame Einnahmemenge von Quecksilber gedeutet.

 
 

 

© Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 2005