29. (Kat.Nr. 68)
Adam Lonitzer: Eigentlicher bericht Von Aderlassen
in der zeit der Pestilentz.
[Augsburg]: [Michelspacher] 1616. Einblattdruck.
Signatur: IP 45
Der Aderlaß war eine der bekanntesten und
am häufigsten ausgeführten Therapien im Rahmen der Humoralmedizin.
Die Blutentziehung sollte den kranken Körper befreien und
erleichtern. Sie dient der Abwendung der unmittelbaren Gefahr,
das Purgieren kann auf dieser ersten Entlastung des Körpers
aufbauen und die verdorbenen Säfte aus dem Körper treiben.
Diskutiert wurde, ob tatsächlich immer nur die schädlichen
Substanzen entzogen würden und nicht auch die guten, sowie
an welcher Körperstelle bei bestimmten Krankheiten am besten
Blut ennommen werden sollte.
Aderlaßdarstellungen haben eine Tradition innerhalb der
medizinischen Handschriften und gehören zu den am meisten
verbreiteten Illustrationen in gedruckten Medizinbüchern
und Flugblättern wie das vorliegende Augsburger Blatt mit
einem Pestregiment von Adam Lonitzer (1528-1586), Stadtarzt in
Frankfurt am Main. Rechts im Bild ist eine sog. Aderlaßfigur
zu sehen, die sowohl die Pestbeulen als auch die jeweils geeigneten
Aderlaßstellen kennzeichnet ("Der schwartze Punct die
Drüse bedeut/ Laß eilendes wo der strich hindeut").
Wenn also eine Beule hinter den Ohren auftrat, sollte man an der
Hauptader beim Daumen das Blut entnehmen.
Auch wenn die Anweisungen sehr populär wirken, praktizierten
diese Behandlungsmethode allein der akademisch ausgebildete Arzt
(links im Bild) sowie den Chirurg und Barbier (rechts im Bild
mit Besteck und Barbierteller).