Transkription und Übersetzung

 

BA II,5 359

Serenissime S.R.J. Princeps et dux.

Legi summa animi mei voluptate, serenissime Celsitudinis vestrae litteras, et summopere admiratus sum, Serenitatem vestram tantum adhuc aeris, tantum in decrepito paene aetatis statu spirituum gerere, ut Steganographicum meum epistolium labore confectum, propria ingenii vi e suis tenebris evoluere sibi complacuerit; est hoc utique in robusto pectore ad complures adhuc annos duraturi vivacissimi spiritus signum uculentissimum. Quod ut sit, a Deo opt. max. quam obnixissimis precibus efflagito. Quae deinde in epistolio meo non recte intellecta videbantur, scite sane emendata fuerunt ab eo, cui id imposuerat Serenitas vestra, praeterquam quod vox (celeres) non ad praecedens verbum (volucres), sed ad sequentis hemistychi verba vox (Cereris) referenda sit, videlicet, Cereris quot grana per agros. Ad Steganographiam vero, quod attinet, quâ Serenitas vestra me indignum servum suum honorare non fuit dedignata; illam sane uti novo modo dispositam inveni, ita non parum visa fuit in se difficultatis continere; explicavi tamen eam hoc verborum tenore, (Nomen costae meae Sophia Elisabetha). id est nomen Serenissmiae Tuae Coniugis, quam inter ceteras Germaniae Principes faeminas, tum eruditione, tum caeteris virtutibus conspicuam haud secus ac inter viburna cypressum eminere non sine doctorum admiratione intelligo. Felix sane coniugium, ubi voluntas una ingenii eadem pronitas virtus et sapientia iunguntur in unum. Congratulor utrique de hoc tam singulari divini muneris beneficio. Mittet intra breve tempus Jansonii Haeres Elizeus Weyerstraden mundi subterranei iam a praelo liberi omnibusque numeris absoluti me nomine exemplar, et cum aliud Serenetati Vestri tanto benefactori modo offere non liceat, acceptabit id Serenitas Vestra eo animo, quo alias a mea pauperitate ipsi transmissa acceptare non est dedignata. Restat dubium a Serenitate vestra mihi propositum paucis explicandum, quod est de etymo Cobra; sciat itaque Serentitas vestra, La piedra dela Cobra , in lingua Lusitanica aliud non significare quam lapidem serpentis. Cobra enim in dicta lingua serpentem seu colubrum notat, cuius vox corrupta Cobra est, quasi diceres Colubra, ut proinde dictus lapis non ab aliqua Indiae regione, sed a Colubro, intra cuius viscera reperiri scribitur, nomen suum sumpserit. Vale Serenissime Princeps S.R.J decus et gloria.


Romae pridie Kal. Sept. 1664
Serenissimae Celsitudinis vestrae
Servus humillimus et devotissimus
Athanasius Kircher

Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

ich las mit großer Begierde das Schreiben eurer durchlauchtigsten Hoheit und war sehr erstaunt, dass eure Durchlaucht noch so viel an Stärke, in dem schon fast gebrechlichen Zustand des Alters noch soviel an Geist in sich tragen, dass es euch gefiel, mein steganographisches, mit Mühe verfasstes Brieflein mit eurer mentalen Kraft aus seinem Dunkel zu ziehen. Dies ist jedenfalls bei einem starken Herzen ein leuchtendes Zeichen eines noch auf viele Jahre dauern werdenden, höchst lebhaften Geistes; dass dies so sei, erbitte ich inständig vom allmächtigen Gott mit allerdemütigsten Gebeten. Was sodann in meinem Brieflein nicht richtig verstanden schien, wurde fürwahr kundig verbessert von dem, dem eurer Durchlaucht dies auferlegte, außer dass der Ausdruck "schnelle" nicht auf auf das vorangehende Wort "Vögel", sondern der Ausdruck "Ceres" auf die Worte des folgenden Halbsatzes zu beziehen ist, nämlich "wieviel Saat der Ceres auf den Äckern". Was aber die Steganographie anlangt, mit der Eurer Durchlaucht nicht verschmähte, mich, euren unwürdigen Diener zu beehren, so fand ich, dass sie, insofern sie einen neuen Modus verwendet, eine nicht geringe Schwierigkeit in sich zu bergen schien. Ich habe sie dennoch mit dieser Wortregel ausgelegt: "Der Name meiner Rippe ist Sophie Elisabeth". Dies ist der Name deines durchlauchtigsten Eheweibes, das unter den übrigen deutschen Fürstenfrauen, wie ich erkenne, nicht ohne Bewunderung durch die Gelehrten, sowohl durch Bildung, als auch in den übrigen Tugenden glänzend, nicht anders als eine Zypresse zwischen Sträuchern hervorragt. Eine fürwahr glückliche Verbindung, wo ein und derselbe Wille, Zuneigung, Tugend und Weisheit zu einem verbunden werden. Ich beglückwünsche beide zu einer so einzigartigen Wohltat eines göttlichen Geschenkes. In Kürze wird der Erbe Jansons, Elizeus Weyerstradens, auf meine Veranlassung ein Exemplar des "Mundus Subterraneus" schicken, nachdem er nun schon aus der Presse ist und alle Exemplare fertig; und da es mir nicht verstattet ist, eurer Durchlaucht, dem großen Wohltäter, eben etwas anderes zu offerieren, so wird eurer Durchlaucht dies in dem Sinn annehmen, wie er sonst das von meiner Armut ihm selbst übersandte nicht verschmähte anzunehmen. Es bleibt, die von eurer Durchlaucht mir vorgelegte Frage, was die Etymologie von "Cobra" anlangt, zu erklären. Daher möge eurer Durchlaucht wissen, dass "Piedra dela Cobra" im Portugiesischen nichts anderes bezeichnet als "Schlangenstein". "Cobra" bezeichnet in besagter Sprache nämlich Schlangentier oder Schlange, deren verderbter Ausdruck "Cobra" ist; wie wenn man "Colubra" meinte, so dass ebenso besagter Stein nicht von irgendeiner Gegend Indiens, sondern von der Schlange, in deren Eingeweiden, wie man schreibt, er gefunden wird, seinen Namen erhalten hat. Lebe Wohl, durchlauchtigster Fürst, des Reiches Zierde und Ruhm.


Rom, am Vortag der Kalenden, 1664
Eurer durchlauchtigster Hoheit untertängister und gehorsamster Diener,
Athanasius Kircher.