Der
Bischof von Mantua Gumpold († 985) verfaßte im Auftrag Kaiser Ottos
II. die Lebensbeschreibung des Böhmenherzogs Wenzel (Regierungszeit
von 921 bis 929 oder 935) zur Förderung des Heiligenkultes, zur Erbauung
und Unterhaltung. Die Darstellung betont das fromme Leben des Herrschers
und die auf das religiöse Wohl des Volkes ausgerichtete Regierung.
Seine Ermordung durch den jüngeren Bruder Boleslav wird als Martyrium
stilisiert, die Überführung (Translatio) der Gebeine nach Prag
und dort beobachtete Wunder in die Beschreibung eingefügt. Die vorliegende
Handschrift ragt durch ihre Illuminationen heraus, die mit dem Text verzahnt
sind und die entscheidenen Szenen der Legende betonen. Diese bestehen aus
vier Zierseiten mit ganz- und halbseitigen Miniaturen. Auf dem hier zu
sehenden Widmungsbild kniet die Auftraggeberin dieser Handschrift, Fürstin
Hemma (+ 1006, Gemahlin Herzogs Boleslav II. von Böhmen), vor dem
hl. Wenzel, dem Christus die Märtyrerkrone des Sieges aufsetzt. Er
erscheint als Märtyrer und zugleich als Fürst, worauf die fahnengeschmückte
Lanze weist. Mit dem Fußkuß unterstreicht Hemma ihre Bitte,
der heilige Wenzel möge die Przemysliden-Dynastie und ihr Land
schützen.
(c) 2001 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel |