Gelehrte Frauen der Frühaufklärung und die literaturgeschichtliche Wissenstradierung

Dem Forschungsvorhaben geht es zentral um die Tradierung literaturgeschichtlichen Wissens, vor allem in den peripheren Bestandteilen, wie etwa den gelehrten Frauen der Frühaufklärung, unter ihnen Sidonia Hedwig Zäunemann (1711-1740). Sie müssen heute als vergessen gelten und sind selbst in Fachkreisen wenig bekannt. Zugleich allerdings erscheint es als Auffälligkeit, dass noch die meisten Informationen zu ihnen – keineswegs nur dichtende, sondern sich in vielfältigen Disziplinen betätigende, unter ihrem eigenen Namen im literarischen Diskurs ihrer Zeit publizierende Frauen ­– Veröffentlichungen des 19. Jahrhunderts zu entnehmen sind. Zum einen erweist sich daran die nach wie vor große Notwendigkeit, in den Archiven die Bestände auf diese Beispielfälle hin zu sichten, zu prüfen und Funde sichtbar zu machen; zum anderen, wie prekär das Wissen gerade zu den schreibenden Frauen im Detail nach wie vor ist und wie wenig beleuchtet die Mechanismen der Wissenstradierung, die doch allerdings gerade an diesen peripheren Rändern potentiell besonderen Aufschluss zu geben vermögen. Das gilt nicht nur für die Beispiele jeweils im Einzelnen, sondern umso mehr auch für die ,Beziehungsnetzwerke‘, in denen diese gelehrten Frauen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durchaus zueinander standen. Entsprechend gilt es, diese Bezugnahmen zu fokussieren, etwa durch erhaltene Briefe, oder aber durch Rezeptionszeugnisse, wie etwa gegenseitige Andichtungen.

https://www.uni-erfurt.de/forschungszentrum-gotha/ueber-uns/personen/post-docs/corinna-dziudzia