herausgegeben von Klaus Bergdolt, Lothar Schmitt und Andreas Tönnesmann
Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung Bd. 30
2013. 336 S. mit 74 s/w- und 10 Farbabb. und 5 Tabellen
ISBN: 978-3-447-10017-5
Preis: € 92,-
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Armut hat dort, wo sie sich während der Renaissance mit ihren vielen Gesichtern zeigte, immer wieder historisch fassbare, zeittypische Reaktionen hervorgerufen. Die in christlicher Glaubenspraxis und sozialem Handeln verankerte Armenfürsorge war dies- und jenseits der Alpen ein bedeutendes Bewährungsfeld der nachmittelalterlichen Gesellschaft. Im Zuge der Reformation mussten dafür vielerorts grundlegend neue Organisationsweisen gefunden werden. Wie jedoch wurden in Italien und im Alten Reich vom 14. bis zum 18. Jahrhundert entsprechende individuelle und kollektive Formen entwickelt, Armut zu lindern, aber auch unerwünschte Begleiterscheinungen zu regulieren? Dieser Frage hat sich im Wolfenbütteler Arbeitskreis für Renaissanceforschung ein internationales Expertenteam gewidmet. Die im vorliegenden Band vereinten Ergebnisse beruhen einerseits auf prägnanten Fallstudien, andererseits auf der Auswertung umfassender Archivbestände. Sie machen deutlich, welche sozialen Herausforderungen mit Armut einhergingen und wie ihnen mit karitativen Mitteln begegnet wurde. Sie zeigen überdies, dass in Texten, Bildern und Bauten ästhetische Positionen erprobt wurden, um der Armut im kulturellen Diskurs der Epoche Ausdruck zu verleihen. Denn da die anonyme Masse der Armen in Quellen nur selten zu Wort kommt, bieten auch literarische, künstlerische und architektonische Zeugnisse einen weiteren wertvollen Zugang zum Armutsverständnis der frühen Neuzeit.