herausgegeben von Victoria von Flemming und Alma-Elisa Kittner
Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung Bd. 50
2014. 360 S. mit 78 s/w- und 7 Farbabb.
ISBN: 978-3-447-10019-9
Preis: € 92,-
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Niemand wird bestreiten, dass es eine Wiederkehr des Barocken in der Kultur der Gegenwart gibt und dass, in Anlehnung an Walter Benjamin, das Interesse am Barock stets in der Gegenwart von Künstlern und Wissenschaftlern verankert sein dürfte. Strittig ist allein, wie sich die Beziehungen zwischen Moderne, Postmoderne, Gegenwart und Barock ad­äquat fassen lassen. Wie weit reicht Benjamins These vom Beginn der Moderne im Barock oder die von Historikern favorisierte Behauptung von dessen fundamentaler Modernisierungsleistung? Oder trifft ganz im Gegenteil zu, dass die Wiederkehr des Barock/en Indiz für die Überwindung der Moderne ist, dass hier gar ihr weiblicher und postmoderner Gegenspieler sichtbar wird? Nach ein, zwei Ausstellungen und ein paar Aufsätzen hat die Kunstwissenschaft das Thema seit längerem Literaturwissenschaft und Philosophie überlassen – und damit womöglich die ein oder andere ebenso kühne wie irrtümliche Behauptung zugelassen. Doch wo Fehleinschätzungen und eine geradezu inflationäre Verwendung von ,barock‘ auf der trügerischen Gewissheit basieren, dies oder jenes sei typisch barock, da führen sie zu einem der zentralen Probleme: der Unbestimmtheit des Barock/en. Heikel wird die Situation erst, sobald konzediert wird, dass Analoges für die Bestimmung von Moderne und Postmoderne zutrifft. Ist also das Unbestimmbare immer wieder instrumentalisiert worden, um etwas ebenso Unbestimmtes zu bestimmen? Der vorliegende Band soll – mit seiner interdisziplinären, Literaturwissenschaft wie Philosophie integrierenden Struktur – durch die versammelten Aufsätze auch dazu beitragen, die Kunstwissenschaft erneut in der ebenso unabweisbaren wie schwierigen Debatte über das Verhältnis von Barock/em und (Post-)Moderne zu positionieren. Dabei zeigt sich, dass eine Konzentration auf die visuelle Kultur des 20. Jahrhunderts zu kurz greift, eine historisch-systematische Perspektive dagegen neue Impulse liefert.