Im Kontext einer in den vergangenen Jahrzehnten umfangreich betriebenen Erforschung der frühneuzeitlichen Reisepraxis ist die ars apodemica als deren theoretische Grundlage bislang vergleichsweise wenig intensiv bedacht worden. Apodemiken – Texte also, die sich mit der Frage nach dem ‚richtigen‘ Reisen befassen und entsprechende Empfehlungen vermitteln, dazu die zentrale Frage nach dem potenziellen Nutzen (oder Schaden) des Reisens erörtern sowie ferner beispielsweise eine Historisierung und allgemeine kulturelle Einordnung des Phänomens ‚Reisen‘ vornehmen – entstanden seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert in großer Fülle in lateinischer sowie in den europäischen Volkssprachen. Die apodemische Textproduktion erweist sich dabei als äußerst vielfältig sowohl im Hinblick auf die äußere Erscheinungsform als auch die konkrete inhaltliche Ausrichtung sowie die Entstehungshintergründe der einzelnen Beiträge: Apodemiken können als eigenständig publizierte, mehrere hundert Seiten starke Traktate, als Dissertation oder als Brief vorliegen; während manche Texte an eine nicht näher spezifizierte Allgemeinheit von Reisenden gerichtet sind, wird sich in anderen ausschließlich einer konkreten sozialen Gruppe zugewandt; neben Hofmeistern, Geistlichen oder politischen Schriftstellern setzten sich beispielsweise auch Studenten und ihre Professoren an den Universitäten mit reisetheoretischen Fragestellungen auseinander.
Die Anerkennung des Potenzials einer über den gegenwärtigen Forschungsstand hinausreichend vertieften Beschäftigung mit der frühneuzeitlichen ars apodemica-Tradition veranlasste die Initiierung des derzeit an den Universitäten Münster und Göttingen angesiedelten DFG-Projektes „Artes apodemicae. Eine Analyse der frühneuzeitlichen Reiseanleitungen“. Im Vortrag wird eines der beiden hierin inbegriffenen Teilprojekte (welches sich ausschließlich mit solchen Apodemiken beschäftigt, die mit Blick auf die Unternehmung von Kavaliers- und Prinzenreisen entworfen wurden) vorgestellt, welches aktuell im Rahmen eines Dissertationsvorhabens bearbeitet wird.
Für die Veranstaltung gilt die 3G-Regelung; Gäste halten ihren Nachweis bitte bereit.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
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