Ernst Osterkamp stellt mit seinem neuen Buch „Der Dichter und der Risches“ erstmals das Leben und Werk von Michael Beer vor. Der aus einem angesehenen jüdischen Elternhaus stammende Beer gehörte mit seinen Trauerspielen „Der Paria“ und „Struensee“ zu den erfolgreichsten deutschen Dramatikern seiner Zeit. Sein Werk geriet nach seinem frühen Tod bald in Vergessenheit. Bisher unbeachtet geblieben ist jedoch, dass Beer zeit seines Lebens mit Anfeindungen zu kämpfen hatte und sich – im Gegensatz zu Franz Grillparzer, den er sehr verehrte – dem „Risches“ (Antisemitismus) seiner Zeitgenossen widersetzen musste.

Michael Beer war ein Kosmopolit, der in Paris, Neapel und München genauso zu Hause war wie in seiner Geburtsstadt Berlin und spannungsvoll freundschaftliche Beziehungen zu Karl Immermann, Heinrich Heine und Ludwig Börne unterhielt. Er verfügte über ein beeindruckendes Verständnis für die Formprobleme des Dramas in seiner Zeit, besonders für die Gattungskonkurrenz von Oper und Drama (sein ältester Bruder war der gefeierte Opernkomponist Giacomo Meyerbeer) und für Möglichkeit und Unmöglichkeit des historischen Dramas. In seinem erfolgreichen Einakter „Der Paria“ reflektiert Beer das jüdische Schicksal des Ausgegrenztseins im Spiegel des indischen Kastenwesens. 2024 jährt sich die von Goethe in Weimar veranstaltete Aufführung des Stücks zum 200. Mal.