von Catarina Zimmermann-Homeyer
Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung Bd. 36
2018. 464 S. mit 88 s/w-Abb.
ISBN: 978-3-447-10939-0
Preis: € 98,-
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In der Zeit um 1500 erschienen zahlreiche lateinische Klassiker-Ausgaben mit aufwendigen Holzschnittillustrationen. Den Anfang machten die Komödien des Terenz in den 90er Jahren des 15. Jahrhunderts. Als besonders produktiv auf diesem Gebiet gilt der Straßburger Drucker Johannes Grüninger, der mit Ausgaben von Terenz, Horaz, Boethius, Vergil und Plautus sehr unterschiedliche literarische Gattungen mit Holzschnitten ausstatten ließ. Die innovativen Illustrationskonzepte werden hier erstmals aus kunsthistorischer Perspektive untersucht und ihre jeweilige Prägung durch die beteiligten Gelehrten herausgearbeitet. Vor allem für die Komödien des Terenz von 1496 offenbart sich durch den spezifisch kunsthistorischen Blickwinkel ein ausgeklügeltes memoratives Bebilderungskonzept, dessen Einfluss innerhalb der Buchillustration sehr lange nachweisbar ist. Als Meisterwerk Grüningers gilt die reich illustrierte Ausgabe der Werke Vergils von 1502. Hier prägte der gelehrte Herausgeber Sebastian Brant die intellektuelle Aufbereitung von Text und Illustration, deren Verschränkung untereinander das Ergebnis neuester philologischer Forschung ist. Die vorliegende Arbeit leistet nun erstmals eine kunsthistorische Untersuchung der Bilderfolge. Vor allem für die Holzschnitte zur Aeneis griffen die Illustratoren unter Brants Supervision auf bekannte druckgraphische Vorlagen zurück. Hier finden sich motivische Zitate von Werken Albrecht Dürers oder Martin Schongauers sowie aus bekannten Buchillustrationen, wie der Schedelschen Weltchronik. Die Ergebnisse ermöglichen zudem eine Diskussion beteiligter Künstlerpersönlichkeiten. Zahlreiche nachfolgende Auflagen und Rezeptionen der Holzschnitte, aber auch die in wenigen Exemplaren erhaltenen Zusatzbilder offenbaren das gesamte Spektrum dieses ambitionierten Projekts und das hohe Maß an Mut zur Innovation in Grüningers Offizin.