Liedkulturen Norddeutschlands im 15. Jahrhundert zwischen Kloster und Universität

In der Überlieferung der geistlichen Lieder mit lateinischen, tschechischen und deutschen Texten in mitteleuropäischen Handschriften des 15. Jahrhunderts lassen sich manchmal überraschende Beziehungen feststellen. Es handelt sich insbesondere um die Verbreitung der Texte und Melodien, die im ausgehenden 14. Jahrhundert in böhmischen Quellen zum ersten Mal aufgezeichnet sind und später in verschiedenen Kontexten in Quellen aus dem deutschsprachigen Raum auftauchen. Ein beachtenswerter Zweig dieser Verbreitung dehnt sich über Mittel- und Norddeutschland bis nach Skandinavien aus. In Wolfenbüttel möchte ich der Frage nachgehen, ob dieser Transfer eher auf die Auswanderung der Studenten aus der Prager Universität am Anfang des 15. Jahrhunderts (natürlich oder erzwungen) oder die Emigration der katholischen Geistlichen im Zuge der Hussitenbewegung zurückzuführen ist.

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