von Dominik Fugger
Wolfenbütteler Hefte 35
2017. 108 S. mit 10 Farbabb. und 1 sw-Abb.
ISBN: 978-3-447-10713-6
Preis: € 14,80
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Unter dem Namen „Krodo“, so will es die 1492 in Mainz gedruckte Chronik des Braunschweiger Geschichtsschreibers Cord Bothe, sollen die Sachsen einst einen heidnischen Gott angebetet haben. Sein Heiligtum sei die Harzburg gewesen, bis Karl der Große dem Kult durch kriegerische Mission ein Ende gemacht habe. Die Gelehrten folgender Jahrhunderte greifen diese Notiz auf, erörtern und interpretieren sie aus der Perspektive ihrer jeweiligen religionsgeschichtlichen Vorstellungen und Erkenntnisinteressen. So entsteht eine europaweite Diskussion mit lokalem Bezug. Krodo erweist sich dabei als eine sehr wandlungsfähige Gestalt; über die Zeit hinweg bleiben lediglich der Name und das bereits auf die erste Erwähnung zurückgehende Bild dieses Gottes bestehen. Sie definieren ein sehr weites Feld wissenschaftlicher Spekulation über Herkunft, Bedeutung und Kult der vermeintlichen Gottheit. Das Buch verfolgt Krodos wissenschaftliche Spur vom Ausgang des 15. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des neunzehnten. Am Beispiel des Götzen von der Harzburg wirft es Schlaglichter auf die gelehrte Beschäftigung mit dem Heidentum in der Frühen Neuzeit schlechthin. Heiden begegneten europäischen Zeitgenossen zwar nur in historischer oder geographischer Ferne – als Hintergrund jedoch, vor dem man die eigene religiöse und geschichtliche Identität zu bestimmen hatte, war die vormoderne Auseinandersetzung mit der Idolatrie von einer bis heute nicht voll erfassten Bedeutung.