herausgegeben von Dietrich Hakelberg und Ingo Wiwjorra
Wolfenbütteler Forschungen Band 124
2010. 572 S. mit 70 s/w- und 4 Farbabb.
ISBN: 978-3-447-06295-4
Preis: € 89,-
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Das Ausgraben und Sammeln von Altertümern ist viel älter als die im 19. und 20. Jahrhundert etablierten archäologischen Wissenschaften. Schon in der Frühen Neuzeit haben naturforschende Ärzte und Apotheker, standesbewusste Adelige, aufgeklärte Lehrer und Theologen archäologische Funde entdeckt, gesammelt, beschrieben und publiziert – fernab der antiken Stätten Griechenlands und Italiens, und doch mit der Antike im Blick. Römische Münzen und Inschriftensteine, geheimnisvolle Hünengräber und mittelalterliche Grablegen, rätselhafte Donnerkeile und heidnische Urnen, aber auch versteinerte Pflanzen und Tiere machten Geschichte greifbar und ergänzten die Schriftüberlieferung. Motivierend für diese Forschungen waren elementare Fragen nach Schöpfung und Alter der Welt, nach der Herkunft von Region und Herrschaft oder von Städten und Völkern. Heidnische Götzen und schaurige Bestattungsrituale erinnerten an die eigene Sterblichkeit und faszinierten die frommen Gelehrten. Ihre Erklärungsversuche archäologischer Funde und Befunde erweisen sich als Wechselspiel zwischen populären und gelehrten Deutungen. Archäologische Entdeckungen erregten schon in der Frühen Neuzeit Aufsehen und fanden ihren Platz in der Erinnerungskultur. Der Band dokumentiert das vom 20. bis 23. November 2007 an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel durchgeführte Arbeitsgespräch „Vorwelten und Vorzeiten – Archäologie als Spiegel historischen Bewußtseins in der Frühen Neuzeit“. 24 Autorinnen und Autoren eröffnen interdisziplinäre Forschungsperspektiven zur Geschichte der Archäologie im kultur- und ideengeschichtlichen Kontext.