herausgegeben von Dieter Merzbacher und Wolfgang Miersemann
Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung Bd. 53
2015. 648 S. mit 102 s/w-Abb.
ISBN: 978-3-447-10292-6
Preis: € 128,-
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Zu den Desideraten der Forschung zum Pietismus zählen eingehende Untersuchungen zu Territorien, die heute zwar kaum noch mit dieser Frömmigkeitsbewegung assoziiert werden, für eine bestimmte Zeit aber von ihr durchaus mit geprägt worden sind. Dem trägt der Band zur 2008 an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel abgehaltenen Tagung mit 15 Beiträgen und einem umfangreichen Quellenteil im Blick auf das Fürstentum Wolfenbüttel Rechnung. Ausschlaggebend für ein zeitweiliges Aufblühen des Pietismus besonders in der Residenz war die Parteinahme des regierenden Fürsten Rudolf August für die neue Bewegung. Er berief profilierte Vertreter derselben auf wichtige Stellen in Kirche und Schulwesen seines Landes, wodurch er in deutlichen Gegensatz zu seinem mitregierenden Bruder Anton Ulrich geriet. Schließlich musste er sich diesem sowie dem Wolfenbütteler Geistlichen Konsistorium beugen und das bald auch andernorts als Richtschnur wirkende „Pietisten-Edikt“ vom 9. März 1692 akzeptieren, das die Exilierung hochrangiger Wolfenbütteler Geistlicher bedeutete. Die Beiträge zentrieren sich um das Edikt. Gezeigt wird die vorbereitende calixtinisch-irenische Situation zur Zeit Herzog Augusts d. J., der in Kontakt mit „vorpietistischen“ Theologen wie Arndt, Andreae und Lütkemann und insbesondere auch mit dem Kirchenkritiker Christian Hoburg stand. Die territorialgeschichtliche Relevanz des Edikts beleuchten Studien zu seiner Entstehung und seinen Folgen wie auch zur kontrastierenden Situation im benachbarten Kurfürstentum Hannover, ferner zu damit zusammenhängenden Vorgängen im Harz und in der Stadt Wolfenbüttel selbst. Frömmigkeits- und musikgeschichtliche Auswirkungen des Pietismus in Wolfenbüttel und in Gandersheim beschreiben Beiträge zur Gebets- und Gesangbuchliteratur.