Übersetzungspolitiken zielen oft auf kulturelle Angleichung. Rechtsvorstellungen oder religiöse Maßstäbe von Kolonialmächten z. B. werden nicht zuletzt auf Basis von Übersetzungen durchgesetzt, die darauf ausgerichtet sind, eine Zielkultur einer Ausgangskultur anzugleichen. Umgekehrt kann bspw. die Übertragung eines fremden Erzählstoffs ebenso gut auf eine zielkulturelle Anpassung hin angelegt sein. Unabhängig davon, in welche Richtung das Hierarchiegefälle neigt, verfolgen in beiden Fällen solche Übersetzungspolitiken eine norm- oder ordnungsstabilisierende Funktion. Gleichzeitig sind solche Anpassungsvorgänge gerade in Übersetzungsprozessen nicht ungebrochen, sondern bringen im Wechselspiel der Kulturen stets auch Gegenläufigkeiten hervor, die von unvermeidbaren Ambiguitätseffekten bis zu intentional gerichteten Subversionsakten reichen.