Das Lesen werde wie das Schreiben immer wieder unterbrochen, klagt die Schriftstellerin Virginia Woolf 1928: Das sei ein Fluch der modernen Umwelt. Selbst die Bibliothek ist Teil „der Fabrik“ und lenkt ab. Wie Woolf haben auch andere Literaten, etwa Marcel Proust oder Hermann Hesse, das Lesen kommentiert und seinen prekären Status betont. Schneider findet eine andere Quelle der Inspiration: die Kunst. Gemälde, Fotografien und Skulpturen halten eine Geste fest, die den Finger in das geschlossene Buch einführt. Diese intime Verbindung zwischen Buch und Lesergestalt ist selten, die Künstlerinnen und Künstler jedoch sind durchaus prominent: Raffael, Rubens und Angelika Kauffmann gehören dazu.

Was lernen wir aus den stummen Zeugen der Buchkultur? Zur Vielfalt des Lesens gehören unterschiedliche Haltungen und verschiedene Situationen der Hingabe. Es gibt die private, die gelehrte und die fromme Lektüre. Doch als inneres Erlebnis bleibt das Lesen der Betrachtung verborgen. Nur im Moment seiner Unterbrechung offenbart es sich als Dialog zwischen Geist und Text, zwischen Imagination und Literatur.

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