Friederike Brun (1765-1835) war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts vor allem als deutsch-dänische Reiseschriftstellerin bekannt (z.B. „Episoden aus Reisen Bd. 1-4“, „Tagebuch über Rom“, „Römisches Leben“) und geriet danach weitestgehend in Vergessenheit. Ihr lyrisches Werk, das drei Gedichtbände und eine Schaffensperiode von insgesamt fast 50 Jahren umfasst, wurde in der Forschung bisher jedoch kaum einer näheren Betrachtung unterzogen. Ludwig Boschulte nennt sie in seiner im Jahre 1900 veröffentlichten Abhandlung eine „Nachahmerin Matthissons“, Rosa Olbrich spricht in ihrer 1932 erschienenen Dissertation von einer „eigenartigen“ Dichterin der „empfindsam-klassizistischen Stilperiode“.
Durch Kerstin Gräfin von Schwerins Biographie erfährt Friederike Brun als „Weltbürgerin in der Zeitenwende“ (2019) schließlich eine umfassende Aufwertung, allerdings bleibt die Frage nach der konkreten Bedeutung ihrer Lyrik im Spannungsfeld weiblicher Autorschaft und männlicher Patronage sowie einer möglichen eigenen Werkpoetik auch im 21. Jahrhundert größtenteils unbeantwortet. Der Vortrag nimmt neben einer kompositorischen Überblicksdarstellung des Werks und seiner Rezeption insbesondere Bruns Italienlyrik in den Blick, die so opulent war wie die keiner anderen ‚weiblichen‘ Italienreisenden der Sattelzeit um 1800.
Maria Becker (M.A.) studierte Deutsch und Geschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Seit 2023 ist sie Doktorandin der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Arbeitstitel: „Das lyrische Werk Friederike Bruns“) und als wissenschaftliche Hilfskraft im Direktorat der HAB tätig.
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Bildnachweis (gemeinfrei): Heinrich Jakob Aldenrath: Friederike Brun (1815). Miniaturporträt auf Elfenbein, Privatbesitz.