Die Herzog August Bibliothek besitzt eine wertvolle Sammlung von Büchern, die in hebräischen Lettern gedruckt sind. Es handelt sich um 260 verschiedene Werke in hebräischer, aramäischer und jiddischer Sprache. Einige dieser Werke sind in mehreren Exemplaren vorhanden. Die Sammlung geht direkt zurück auf den hebraistisch interessierten Begründer der Bibliothek, Herzog August dem Jüngeren (1579–1666), und erweiterte sich besonders durch Bestände der ehemaligen Universitätsbibliothek Helmstedt. Von besonderem Interesse sind in dieser Sammlung die handschriftlichen Widmungen an den Herzog durch jüdische Stifter. Die Sammlung gibt daher einen Einblick in die Beziehungen zwischen Christen und Juden im Raum Wolfenbüttel in der Frühen Neuzeit.

Wichtige Drucker der weltumspannenden hebräischen Buchgeschichte sind repräsentiert. Die zentralen Druckorte sind Venedig, Prag, Basel, Amsterdam und Krakau. In der Sammlung befinden sich Erstausgaben, sowie auch Unikate, also anderswo nicht nachgewiesene Werke.

Die Katalogisierung erfolgte in einem von Dr. Rachel Heuberger (UB Frankfurt am Main) und Dr. Werner Arnold (HAB) initiierten DFG-Projekt durch Silke Schaeper, die zuvor hebräischen Altbestand in Jerusalem, Manchester und Oxford katalogisiert hatte. Die originalschriftliche und transliterierte Katalogisierung folgte dem anglo-amerikanischen Standard der hebräischen Bibliographie, einschließlich Hinweisen auf bibliographische Fachliteratur. Hinzu kam die Provenienzerschließung nach deutschen Regelwerken sowie die digitale Bereitstellung von Schlüsselseiten (Titelblatt, Textbeginn, Kolophon, Seiten mit Provenienzspuren).

Vorbilder für das Projekt waren die Erschließung der Erlanger Sammlung Wagenseil durch Hartmut Bobzin und Hermann Süß (1981–1996) und der Sammlung Tychsen in der UB Rostock durch Hermann Süß und Heike Tröger (1996–2001). Das Wolfenbütteler Projekt erschloss als erstes im deutschsprachigen Raum sowohl in Originalschrift als auch in Transliteration. Zur grammatisch korrekten Transliteration wurden nicht die damals gültigen Regeln verwendet (RAK-WB), sondern anglo-amerikanische Transliterationsregeln für Hebräisch, welche im deutschsprachigen Raum seit 2006 ebenfalls Standard sind. Die technische Umsetzung erfolgte mit Unicode, das von den deutschen Verbundkatalogen damals noch nicht unterstützt wurde.

Eine intensive Zusammenarbeit erfolgte mit der Bodleian Library in Oxford, die zahlreiche der Wolfenbütteler Hebraica ebenfalls besitzt, hauptsächlich Exemplare aus dem Besitz des Gelehrten John Selden (1584–1654) und des Rabbiners David Oppenheimer (1664–1736), und die erstellten Katalogisate nachnutzen konnte. Das Wolfenbütteler Projekt profitierte von der elektronischen Infrastruktur sowie den Beständen und Hilfsmitteln der Bodleian Library

Weblinks

Hebraica-Portal der HAB

Bibliographie

  • Naomi Feuchtwanger: Sie werden lernen von deinen Worten: Kostbare hebräische Bücher der Herzog August Bibliothek. Ausstellung in der Schatzkammer der Bibliotheca Augusta vom 17.–23. Oktober 1988. Wolfenbüttel 1988. OPAC
  • Silke Schaeper: Cooperative cataloguing of early printed Hebraica: the Wolfenbüttel project, 2003–2005. In: Bodleian Library Record 19,1 (2006), S. 106–109. ZDB
  • Silke Schaeper: Multiscript online cataloguing of Hebraica to antiquarian standard: cooperation with the Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 53 (2006), S. 191–195. Online-Ausgabe

 

Zeitraum: 2003–2005
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Projektbeteiligte: Dr. Werner Arnold (Projektbetreuer), Silke Schaeper (Bearbeiterin)