Aufgrund der Bedeutung, die der Psalter für die Geschichte und Gestaltung der Christlichen Liturgie spielt, gibt es sehr viel Forschungsliteratur zum Thema. Einigen kardinalen Aspekten, die den Status des Psalters auf dem modernen Europäischen Buchmarkt betreffen, ist bislang aber nur unzureichend Aufmerksamkeit zuteil geworden: Welche verlegerischen, materiellen und visuellen Strategien haben Drucker-Verleger genutzt, um neue Auflagen und Nachdrucke des Psalters erfolgreich zu vermarkten und abzusetzen? Wer kaufte, wer las und wer sang die Psalmen? Welche Abschnitte aus dem Psalter wurden bevorzugt gelesen, welche weniger? Wie übertrug vor allem der Gemeine Mann bzw. Leser die Theologie des Psalters in die private oder gemeinschaftlich-reformierte Andacht?

Mit den methodischen und epistemologischen Konzepten, wie sie die Paratext-Forschung und Buchgeschichte in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat, wird das Projekt die semantischen und materiellen Schnittstellen zwischen Text und Rahmen untersuchen, wie sie sich anhand von ca. 700 Exemplaren der vielen Auflagen und Nachdrucke des Psalters zeigen, die – gedruckt zwischen 1475 und 1700 – sich heute in der einzigartigen Rara-Sammlung der Herzog August Bibliothek befinden. Neben Einschätzungen, die den variablen Umfang, das Dekor, das kompositorische Arrangement, die Beigaben zusätzlicher Texte sowie die Präsentationsformen der Psalmen betreffen, wird das Projekt die gedruckten wie handgeschriebenen Paratexte analysieren. Zu letzteren gehören von Drucker-Verlegern oder Herausgebern beigesteuerte Einleitungen, Vor- und Nachworte sowie von Vorbesitzern handgeschriebene Marginalien, Notizen und Notenzeilen, Unterstreichungen sowie Zensureingriffe. Die Befunde dienen dazu, die Drucker-Verleger und ihre Publikationsstrategien sowie historische Gebrauchsformen privater Psalterexemplare zu rekonstruieren und zu beurteilen.

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Teilprojekt des Forschungsprojektes „Text und Rahmen. Präsentationsmodi kanonischer Werke“ im Forschungs-verbund Marbach – Weimar – Wolfenbüttel

Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des MWW-Verbundes
Laufzeit: März 2017 – August 2018
Projektbeteiligte: Dr. Valentina Sebastiani (Bearbeiterin), Alexandra Serjogin (Bearbeiterin)