von Harald Bollbuck
Wolfenbütteler Forschungen Bd. 138
2014. 824 S. mit 12 s/w-Abb.
ISBN: 978-3-447-10250-6
Preis: € 98,-
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Kirchengeschichte war im Reformationsjahrhundert ein heftig umkämpfter Schauplatz, auf dem die Deutung und die Absicherung der eigenen Konfession ausgehandelt wurden. Die Magdeburger Zenturien waren der erste Versuch einer Gruppe lutherischer Theologen und Gelehrter, die Geschichte der Lehrentwicklungen von den Zeiten der Urkirche bis zur Gegenwart vollständig festzuhalten. Im Mittelpunkt der Darstellung standen die dogmatischen Vorstellungen der eigenen Konfessionsgruppe, deren ewige Wahrheit die Geschichte nachweisen sollte. Die Zenturien zielten nicht nur auf die Papstkirche, sondern auch auf abweichende Strömungen im lutherischen Lager. Um die weit verstreuten Quellen zusammenzutragen und die Arbeit im Team zu finanzieren, wurde ein europaweites Netzwerk von Gelehrten und Mäzenen aufgebaut. Die Auswahl der Quellen und ihre Auswertung unterlag konfessio­­nellen und politischen Intentionen. Zugleich erschlossen die Zen­turien neue Formen kritischer Geschichtsschreibung auf der Grundlage oftmals handschriftlicher Quellen und entwickelten Ansätze von Paläographie, Diplomatik und Kodikologie. Diese Studie untersucht die Entstehung der Zenturien auf der Basis eines konfessionell radikalen, apokalyptischen und obrigkeitskritischen Denkens. Sie rekonstruiert den Aufbau der Arbeitsgruppe und des weit verzweigten, gelehrten Netzwerks und ordnet Methodik und Arbeitstechniken der Zenturien in die zeitgenössische Diskussion ein.