von Sigrid Wirth
Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung Bd. 34
2017. 384 S. mit 3 Farbabb. und 27 s/w-Abb.
ISBN: 978-3-447-10717-4
Preis: € 92,-
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Die vorliegende Arbeit untersucht die Bedeutung der Lautenmusik für den Wolfenbütteler Herzogshof zwischen 1580 und 1625 und analysiert zudem Formen und Entwicklungen musikalischer Repräsentation. Während sich die bisherige Forschung vor allem auf Leben und Wirken der Hofkapellmeister, besonders des Michael Praetorius konzentrierte, werden hier die Laute, das „Zierlich vnd lieblich ja Nobilitiert Instrument“ (Praetorius), und ihre Protagonisten in den Mittelpunkt der Untersuchung gestellt. Durch dieses auf ein Musikinstrument fokussierte Konzept, die Laute sowohl in ihrer praktischen als auch in ihrer vielschichtigen symbolischen Verwendung aufzusuchen, nähert sich die Studie der Wolfenbütteler Hofmusik aus einem neuen Blickwinkel. Im Sinne des sog. spatial turn werden Bedeutungszumessungen an soziale, physische und virtuelle Räume erschlossen und die mit der räumlichen Differenzierung einhergehende ästhetische Schichtung der am Hof geschehenden musikalischen Handlungen untersucht. Der Resonanzraum der Laute bezeichnet hierbei den vom Hof ausgehenden und auf ihn zurückwirkenden lautenbezogenen interaktiven Beziehungs-, Handlungs- und Bedeutungsraum. Erstmals werden hier Vermittlung und Einsatz von Musik und Lauteninstrumenten in Schulen und der Universität Helmstedt, innerhalb der herzoglichen Familie und im Spiegel der literarischen Werke des Herzogs Heinrich Julius untersucht sowie John Dowlands Besuch in Wolfenbüttel im regionalen Kontext dargestellt. Die Hof- und Hofkapell-Lautenisten werden in ihrer Rolle als kulturell-musikalisch Handelnde sowohl in der Hofkapelle als auch innerhalb des exklusiv durch sie besetzten Raumes in unmittelbarer Herrschernähe betrachtet. Darüber hinaus verdeutlicht die Analyse musikalischer Ausgestaltung bedeutender Wolfenbütteler Hoffeste der betrachteten Zeitspanne die wirkungsvolle Nutzung einer Fülle akustisch-musikalischer Elemente und trägt vielfältige neue Erkenntnisse bei.