herausgegeben von Michael Knoche und Wolfgang Schmitz
Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens Bd. 46
2011. 384 S. mit 14 s/w-Abb.
ISBN: 978-3-447-06407-1
Preis: € 89,-
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Seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts konnten verschiedene Studien den Einfluss des Nationalsozialismus auf die Bibliotheken und die persönliche Verstrickung prominenter Bibliothekare in das Unrechtssystem belegen. Seither wurden neue Erkenntnisse gewonnen, die eine Tagung mit dem Ziel, ausdrücklich das Verhalten einzelner leitender Persönlichkeiten des wissenschaftlichen Bibliothekswesens zu beleuchten, rechtfertigten. Längst nicht erschöpfend ausgelotet sind die Denk- und Handlungsspielräume solcher Vertreter der Berufsgruppe, die dem Regime kritisch oder als unpolitische Mitläufer gegenüberstanden. Vor der Folie von Biographien eindeutig nationalsozialistisch eingestellter Bibliothekare kamen auf der Tagung gerade solche Vertreter der Berufsgruppe in den Blick, die ihre Karriere nach 1945 fortsetzen konnten. Dabei standen folgende Fragenkomplexe im Vordergrund: Welche Handlungsspielräume konnten sie ausnutzen? Welche intellektuellen und wissenschaftlichen Voraussetzungen haben ihnen eine Abgrenzung zum nationalsozialistischen Wissenschaftssystem ermöglicht? Haben sie das neue Regime als kategorialen Bruch zu ihrem eigenen Wert- und Ordnungssystem verstanden? Lässt sich aus ihrem Handeln eine Übereinstimmung mit oder Abweichung zu dem bibliothekarischen Berufsbild erkennen, wie es zuletzt 1933 von Milkau formuliert wurde? Was haben die Bibliothekare anders gemacht als ihre der NS-Ideologie hörigen Kollegen? Oder haben sie nur geschickt den Entnazifizierungsprozess überstanden? Wie deuten die Betreffenden ihre eigene Biographie? Die Ergebnisse der Tagung, die diesen historisch-biographischen Ansatz verfolgte, werden in dem Sammelband vorgelegt. Dabei wird deutlich, wie die NS-Ideologie das Handeln und die Entscheidungen in primär nicht politischen, kulturellen Institutionen beeinflusste.