Als Jüngling hatte Furttenbach rund zehn Jahre in Italien verbracht, um dort auf eine Berufslaufbahn als Kaufmann vorbereitet zu werden. Darüber hinaus erwarb er in dieser Zeit bei verschiedenen Lehrern umfängliche Kenntnisse über Architektur und Technik, über die zeitgenössische italienische Theater- und Festkultur sowie über Artilleriewesen und Feuerwerkskunst. Dieses Wissen bildete die Grundlage seiner fast vierzigjährigen Publikationstätigkeit.

Furttenbach versuchte, seinen ‚Wissenschatz‘ ebenso wie seine bald berühmte und vielbesuchte Sammlung von Architekturmodellen als kulturelles und soziales Kapital nutzbar zu machen. Einerseits gelang es ihm auf diese Weise, das Amt des zweiten Stadtbaumeisters zu erhalten. Andererseits war er bis zu seinem Lebensende als Buchhalter in verschiedenen Ulmer Handelshäusern tätig und hatte z. T. mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Neben einem Teilverkauf seiner Sammlung diente ihm auch der (vermeintliche) exklusive Verkauf von technischen Innovationen in aufwändig gestalteten Handschriften der Finanzierung seines Haushaltes und seiner Buchprojekte.

Die verhältnismäßig gute Überlieferungslage erlaubt es, verschiedene Phasen und Praktiken der ‚Übersetzung‘ resp. Anpassung von Wissen an antizipierte Interessen potenzieller Leser bzw. Kunden zu analysieren. Im Vergleich von Manuskripten Furttenbachs mit den von ihm publizierten Büchern lassen sich Transformationsprozesse herausarbeiten, die mit Hilfe von Selbstzeugnissen und anderen Quellen kontextualisiert und auf ihre zugrundeliegenden sozialen Konstellationen zurückgeführt werden können. Insbesondere der Briefwechsel Herzog Augusts d. J. aus den Jahren 1627 und 1664 gibt einen vertieften Einblick in Furttenbachs Strategien, Wissen adressatenspezifisch zu modellieren, zu bewerben und zu verkaufen.

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Laufzeit: Januar 2017 - Dezember 2019
Projektbeteiligte: Dr. Hole Rößler (Bearbeiter)