7. (Kat.Nr. 13)
Dodendantz. Lübeck: [Mohnkopfdruckerei]
1496. [24] Bl., 32 Holzschn.; 4°.
Signatur: 137 Theol. (3)
Die Totentanzzyklen des Mittelalters und der
Frühen Neuzeit sind Reflex auf die verstörende Erfahrung
ungeheuren, Alter wie Geschlecht, Rang und Stand nivellierenden
Massensterbens an der Pest [1].
In der Ambivalenz von Sterben und Tanz versinnbildlichen die im
ausgehenden Mittelalter entstandenen Bilder den makabren Rausch
des Todes, der in der Pest jäh und plötzlich unzählige
Opfer aus ihrem weltlichen Dasein abforderte. Von den zahlreichen
in der Herzog August Bibliothek vorhandenen Totentanzdarstellungen
wird exemplarisch eine der ältesten gedruckten Überlieferungen
des Totentanzes der Marienkirche in Lübeck gezeigt. Der Totentanz-Fries
entstand 1463 und wurde im zweiten Weltkrieg zerstört. Das
gezeigte Exemplar ist eine Neuauflage des 1489 in Lübeck
gedruckten ersten Buchtotentanzes, der heute als eines der bedeutensten
Werke der mittelniederdeutschen Literatur gilt [2].
Aufgeschlagen: Bl. civv-cvr: "De arste" / "De doet".
Der Tod holt nicht nur die Kranken: auch den Arzt, hier im Harnschaugestus
dargestellt, kann seine Kunst nicht retten
[1] Zum
Genre allgemein wie zu den Beständen der Herzog August Bibliothek
vgl. "Ihr müßt alle nach meiner Pfeife tanzen".
Totentänze vom 15.-20. Jahrhundert aus den Beständen
der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und der Bibliothek
Otto Schäfer Schweinfurt (Ausstellungskataloge der Herzog
August Bibliothek, 77), Wiesbaden 2000.
[2] Vgl.
Hartmut Freytag u.a.: Der Totentanz der Marienkirche in Lübeck
von 1463 und seine Weiterwirkung bis in die Gegenwart, in: "Ihr
müßt alle nach meiner Pfeife tanzen", S. 83-135,
hier Nr. 17/18, S. 111-113.