Dunkelmännerbriefe

Dunkelmännerbriefe

Epistole obscurorum virorum (Dunkelmännerbriefe); Speyer: J. Schmidt, um 1517; Herzog August Bibliothek, 144 Quod. (9)

Bei den „Dunkelmännerbriefen“ (Epistolae obscurorum virorum) handelt es sich um fingierte lateinische Schriften, mit denen Vertreter der Scholastik lächerlich gemacht wurden.

Anlass war der Streit der Kölner Dominikaner mit dem Hebraisten Johannes Reuchlin (1455–1522) um die Frage, ob jüdische Schriften verbrannt werden sollten. Reuchlin, der für den Erhalt der Schriften plädierte, fand in dem zum Christentum konvertierten Juden Johannes Pfefferkorn (1469–1523) seinen größten Widersacher. Während Pfefferkorn von den Dominikanern unterstützt wurde, hatte Reuchlin Humanisten wie Ulrich von Hutten (1488–1523) und Crotus Rubeanus (1480–1545) auf seiner Seite, deren Briefe er unter dem Titel Epistolae clarorum virorum (Briefe berühmter Männer) veröffentlichte. Das Gegenstück dazu, die Epistolae obscurorum virorum, stammt ebenfalls aus seinem Kreis. Allerdings sind sie so formuliert, als seien sie von ihren Gegnern geschrieben, die darin in schlechtestem Küchenlatein über Reuchlin und seine Anhänger herziehen und dadurch der Lächerlichkeit preisgegeben werden.