6. DIE ÄLTESTE HISTORISCHE UND BIOGRAPHISCHE QUELLE DES
CHRISTENTUMS?
Clemens I. papa, Recognitiones
Kalbspergament - 202 Bl. - 27,5 x 18,5 cm - Lamspringe - Ende
12. Jh
Codex Guelferbytanus 475 Helmstadiensis
Die Recognitiones oder "Wiedererkennungen",
heute gewöhnlich Klementinen oder richtiger Pseudoklementinen
genannt, galten lange als ein Werk von Clemens, dem dritten Nachfolger
des Petrus auf dem Stuhl des Bischofs von Rom, der Mitarbeiter
des Paulus gewesen sein soll. Damit avancierte das Werk im Mittelalter
zu einer der ältesten historischen und biographischen christlichen
Quellen überhaupt: in ihrem Mittelpunkt stehen der Apostel
Petrus und sein Schüler Clemens. Es ist ein nach profanem
Vorbild aufgebauter Wiedererkennungsroman, in dem die Angehörigen
des Clemens sich nach phantastischen Lebensschicksalen durch das
Dazwischentreten des Petrus wiedererkennen und wiederfinden.
Im Anschluß an den Text der Recognitiones sehen wir auf
einer Miniatur, wie Petrus Clemens zu seinem Nachfolger bestimmt.
Er hält ein Schriftband in der Hand: Dies mortis me? instat.
Clementem hunc vobis episcopum ordino (Der Tag meines Todes steht
bevor. Diesen Clemens bestimme ich zu eurem Bischof). Unter den
umstehenden Chorherren, die am Geschehen andächtig teilhaben,
erkennen wir den Lamspringer Propst Gerhard, der auch auf Blatt
148 verso dargestellt ist. Ihm ist die Anregung zur Entstehung
der Lamspringer Bibliothek zu danken.