Missale aus einem Reformkloster

Missale

Missale aus einem Reformkloster Pergament, 256 Bl., Hildesheim, 1462; Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 35 Helmst.

Missale

Das 15. Jahrhundert war eine Zeit der Reformen in den geistlichen Orden. Besonders die Benediktiner und Augustiner bemühten sich um die Rückkehr zum Leben nach den Bestimmungen der Ordensregel. Hildesheim war unter Johannes Busch (1399–1478/80) ein Reformzentrum der Augustinerchorherren. Im dortigen Kloster Lüchtenhof entstand 1462 als Stiftung reicher Bürger dieses Missale (lateinisches Messbuch), das mit aufwendigem Buchschmuck versehen wurde. Die Abbildungen zeigen links das sogenannte Kanonbild (die Kreuzigung Christi mit Maria und Johannes sowie den knienden Stiftern) und rechts den Beginn des Hochgebets mit der Initiale T.

Das Bild mit der Initiale stellt die alttestamentarische Szene mit der ehernen Schlange dar: Moses rettet die Israeliten in der Wüste vor den Bissen der Giftschlangen, indem er eine eiserne Schlange aufrichtet. Wer sie erblickt, ist gerettet. Für die Christen entspricht der Schlange Jesus am Kreuz. Wer auf ihn blickt, ist ebenfalls gerettet.

Das Missale enthält eine Notiz zum Ablass, den Kardinal Nikolaus von Kues bei seinem Besuch in Hildesheim 1451 gewährte und der 1480 durch den Hildesheimer Bischof bestätigt wurde. Der Band war im 16. Jahrhundert – wie die ebenfalls ausgestellte Gutenbergbibel – im Besitz Wilhelms von Lysfelt und gelangte 1587 in den Besitz von Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel.