Luthers Thesenblatt

Luthers Thesenblatt

Martin Luther: Thesen gegen die scholastische Theologie; Wittenberg, September 1517; Herzog August Bibliothek, 434.11 Theol. 2° (Unicum)

Luthers Thesenblatt

Zwar versicherte Luther am Schluss seines Thesenplakats für die Disputatio contra scholasticam theologiam, nichts behaupten zu wollen noch gesagt zu haben, was der kirchlichen Lehrmeinung nicht entspräche. Dennoch waren seine im Jahre 1517 für die Promotion seines Schülers Franz Günther zum Baccalaureus biblicus formulierten 97 Thesen radikal genug, um einen Kirchenkonflikt auszulösen. Luther ging es „vor allem darum, dem beherrschenden Einfluss des Aristoteles in der Theologie entgegenzutreten und dessen von je im einzelnen genannten Scholastikern, insbesondere Gabriel Biel, geteilte Vorstellungen von den natürlichen Fähigkeiten des Menschen in Bezug auf das Heil grundsätzlich zu widersprechen“ (Th. Kaufmann). Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thesenplakat blieb aus, da die am 31. Oktober 1517 veröffentlichten Ablassthesen die Kontroverse um Luther bestimmten. Dieses einzige erhaltene Exemplar wurde 1520 in die erste Werkausgabe Luthers eingebunden. Sie gelangte 1650 in die Büchersammlung Herzog Augusts und wurde erst 1983 wiederentdeckt.