Kloster
Weissenburg im Elsaß wurde um 650 n. Chr. im Zuge der vom Frankenreich
ausgehenden Missionsbewegung gegründet, die mit der Taufe des
Herrschers Chlodwig im Jahre 498 n. Chr. ihren Anfang genommen hatte.
Zunächst ein Außenposten am Rande der christlichen Welt
rückte es bald mit zunehmender Ausbreitung des Christentums in
die Mitte des fränkischen Imperiums.
Unter
den Karolingern besaß Weissenburg große religiöse,
wirtschaftliche und politische Bedeutung. Seine Blüte erlebte
das Kloster im 9. Jahrhundert unter dem Abt Grimald, unter ihm wurde
die Bibliothek stark erweitert. Aus dieser Zeit stammen viele der
in dieser Ausstellung präsentierten Handschriften. Im Jahre 1523
wurde das Kloster in ein Kollegiatsstift, also in eine Gemeinschaft
von Stifts- oder Chorherren umgewandelt, 1789 schließlich aufgelöst.
Ein großer Teil der Klosterbibliothek gelangte im 17. Jahrhundert
nach Wolfenbüttel.
Die Ausstellung
gibt anhand einiger Weissenburger Handschriften einen Einblick in
eine Klosterbibliothek des frühen und hohen Mittelalters. Klöster
waren in dieser Zeit neben den großen Kathedralen die einzigen
Einrichtungen, die über Bibliotheken verfügten. Diese stellten
mit ihren Büchern das alltägliche Rüstzeug für
die geistigen Bedürfnisse der Klostergemeinschaft bereit. Vor
allem für die Bibelauslegung boten sie die notwendige Literatur,
zumal die Heilige Schrift nicht nach Belieben zu interpretieren war,
sondern allgemein anerkannte Autoritäten der Bibeldeutung, unter
anderem die Kirchenväter, zu Rate zu ziehen waren.
Die Größe einer solchen Bibliothek mutet gegenüber
modernen Verhältnissen äußerst bescheiden an. Aus
Weissenburg ist uns heute eine Zahl von etwas über 150 Bänden
bekannt, die entweder ganz oder in bruchstückhaften Resten erhalten
geblieben sind. Für mittelalterliche Verhältnisse war eine
derartige Bibliothek schon relativ groß.
Die Reihenfolge der ausgestellten Handschriften orientiert sich an
den Signaturbuchstaben, wie sie im 15. Jahrhundert vergeben worden
sind. Diese standen für bestimmte Sachgruppen. Die ersten zwei
Gruppen mit den Buchstaben b, B und D enthielten biblische Texte.
Kommentierte Bibeltexte finden sich in den Gruppen C und E. Es folgte
die übrige religiöse Literatur - von katechetischen Texten
bis zu theologischen Abhandlungen - in der Gruppe F. In der letzten
Gruppe I sind die nichtreligiösen Schriften angesiedelt, zu welchen
zum Beispiel die für den Unterricht benötigten Lateingrammatiken
gehören.