
Pergament. 184 Blatt.
27 x 18 cm. Südwestdeutschland. Mitte des 12. Jahrhunderts
Codex Guelferbytanus 58 Weissenburgensis, 7v-8r
Alte Klostersignatur: .B. [Texte des Alten Testaments]
Diese Handschrift mit dem Buch des Propheten
Jesaias und einem Kommentar dazu stammt ursprünglich nicht aus
dem Weissenburger Skriptorium. Sie ist ein Beispiel dafür, daß
mittelalterliche Klöster auch Bücher aus auswärtigen
Skriptorien erwarben, beziehungsweise geschenkt bekamen.
Dem Text vorgeschaltet ist ein Autorenbild des Propheten Jesaias.
Er wird wie ein zeitgenössischer Schreiber dargestellt. Wie er
arbeiteten die Mönche an Pulten mit geneigter Arbeitsfläche.
Der Ellenbogen wurde nicht abgestützt, lediglich der kleine Finger
ruhte auf der Platte. Durch diese Schreibhaltung war es möglich,
ein sehr strenges und wenig individuelles Schriftbild zu erreichen.
Die Schriften verschiedener mittelalterlicher Schreiber weisen so
einen viel geringeren individuellen Duktus als unsere heutigen Handschriften
auf und erinnern uns in ihrer Gleichmäßigkeit an gedruckte
Texte. Wie anstrengend das stundenlange Abschreiben jedoch war, bezeugen
die mittelalterlichen Hexameter:
Scribere qui nescit nullum putat esse laborem/tres digiti scribunt
totum corpusque laborat. (Wer nicht zu schreiben versteht, glaubt
nicht, daß es eine Mühe ist: drei Finger schreiben, aber
der ganze Körper arbeitet.)
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