[zurück]
[vor]

Pergament. 107 Blatt. 29 x 24 cm. Weissenburg.
2. Hälfte des 9. Jahrhunderts
Codex Guelferbytanus 50 Weissenburgensis, 59v-60r
Alte Klostersignatur: .I. [ Außerkirchliche Wissenschaft]
Grammatik nahm im mittelalterlichen Schulunterricht einen größeren
Raum als heute ein. Dabei diente sie vor allem dem Erlernen der lateinischen
Sprache. Sehr beliebt als Lehrtext waren die antiken Institutiones
grammaticarum des Priscian ( Ende 5., Anfang 6. Jahrhundert n. Chr.).
Grammatik gehörte im Rahmen der sieben freien Künste, den
artes liberales, neben Rhetorik und Dialektik zum Grundkurs, dem sogenannten
Trivium ("Dreiweg": wegen der drei darin inbegriffenen Fächer).
Der Aufbaukurs, das Quadrivium ("Vierweg"), umfaßte
Arithmetik, Geometrie, Musik(-theorie) und Astronomie.
Die vorliegende Handschrift zeichnet sich durch kleiner geschriebene
Bemerkungen am Rand und zwischen den Zeilen aus, die aus der Feder
Otfrids von Weissenburg stammen. Otfrid war wohl selbst als Grammatiklehrer
tätig. Den die Glossierung eines Texts zur Unterrichtserleichterung
war eine verbreitete Lehrpraxis.
Die Handschrift ist auch deutlich als Gebrauchshandschrift erkennbar.
Die karolingische Minuskel ist kaum ausgestaltet. Das verwendete Pergament
ist von geringer Qualität. Es weist Löcher auf, die auf
Schäden des Tierfells (hervorgerufen durch Verletzungen, Stiche
etc.) zurückzuführen sind. Die rechte Seite (Folio
60r) zeigt ein großes Loch, das kunstvoll vernäht wurde,
um die Seite fortlaufend beschreiben zu können. Gut zu erkennen
ist auch der Schreiberwechsel auf der linken Seite (Folio 59v) in
Zeile 24.
[zurück]
[vor]