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Pergament 219 Blatt. 22 x 15,5 cm. Tours. Mitte
des 8. Jahrhunderts
Codex Guelferbytanus 86 Weissenburgensis, 217v
Alte Klostersignatur: .I. [ Außerkirchliche Wissenschaft]
Die Sammelhandschrift enthält überwiegend grammatische Texte.
Die aufgeschlagene Seite zeigt Teile der Messe in griechischer Sprache:
Oratio, Gloria, Magnificat und Benedictus: das ist ungewöhnlich
für eine Handschrift mit grammatischen Stoffen. Vielleicht sollten
mit diesen Texten Griechischkenntnisse vermittelt werden, zumal im
westlichen Europa des Mittelalters nur sehr wenige Menschen diese
Sprache beherrschten.
Gleichwohl muß auch der Inhalt dieser Meßtexte von gewissem
Interesse gewesen sein. Denn es finden sich Interlinearglossen, die
jeweils über einem griechischen Wort das gleichbedeutende lateinische
Wort aufführen. Die hier vorliegenden sind in einer speziellen
Schrift geschrieben, in tironischen Noten. Diese galten als die Stenographie
des Mittelalters. Diese tachygraphischen Zeichen gehen auf Ciceros
Sekretär Marcus Tullius Tiro zurück und beruhen im allgemeinen
auf stark reduzierten Buchstabenformen.
Geschrieben sind die Texte in einer Unziale, die nun allerdings aus
griechischen Buchstaben besteht. Die mittelalterlichen Schreiber verwendeten
jedoch für eine Reihe von lateinischen und griechischen Buchstaben
identische Symbole.
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