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Pergament. 176 Blatt. 21 x 12,2 cm. Weissenburg.
1. Hälfte des 9. Jahrhunderts
Codex Guelferbytanus 91 Weissenburgensis, 149v-150r
Der sog. Weissenburger Katechismus besteht
aus einer Sammlung liturgischer und katechetischer Texte in zumeist
althochdeutscher Sprache, beziehungsweise in rheinfränkischem
Dialekt. Althochdeutsch ist eine Sammelbezeichnung für die miteinander
verwandten Dialekte des hochdeutschen, also des mittel- und oberdeutschen
Sprachgebietes in Abgrenzung zum Bereich des Altsächsischen oder
Altniederdeutschen. Eine allen Bewohnern des deutschen Gebietes gemeinsame
Standardsprache wie unser heutiges Hochdeutsch gab es im Mittelalter
nicht. Da aus dieser Zeit zwar zahlreiche lateinische, aber kaum volkssprachliche
Texte erhalten sind, ist die Handschrift von besonderer Bedeutung.
Aufgeschlagen ist das althochdeutsche Vaterunser. Es ist von einem
späteren Benutzer durch einen Doppelstrich links neben der Textkolumne
gekennzeichnet worden:
Fater unser thu in himilom bist. giuuihit si namo thin
Quaeme richi thin. Uuerdhe uuilleo thin, sama so in himile
endi in erthu. Broot unseraz emezzigaz gib uns hiutu.
Endi farlaz uns sculdhi unsero, sama so uuir farlazzem
scolom unserem. Endi ni gileidi unsih in costunga. Auh
arlosi unsih fona ubile.
Es folgt die Wiederholung des Textes mit althochdeutscher Erläuterung:
. Fater unser., thu in himilom bist,
giuuihit si namo thin. Gotes namo ist simbles giuuihit
(Fortsetzung auf der rechten Seite (150r):)
auh thanne uuir thiz quedhem, thanne bittem uuir, thaz
sin namo in uns mannom uuerdhe giuuihit thuruh guodiu
uuerc. Quaeme richi thin ...
Man kann davon ausgehen, daß der Mönch Otfrid diese Handschrift
kannte und daß sie ihn sicherlich bei der Abfassung seines deutschsprachigen
Evangelienbuchs beeinflußt hat.
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