Der Vortrag behandelt ein für Europa recht kompliziertes Thema; heruntergebrochen auf individuelle Lebensgeschichten. Noch bis um 1860 spielte sich die breite globale Wirtschaftsdynamik des globalen Kapitalismus vor allem in Sklaverei-Territorien ab, meist in Kolonien oder ehemaligen Kolonien. Viele deutschsprachige Männer aus Mitteleuropa drängten damals in diese „Erste Welt“ des Wirtschaftswachstums, der Modernität und des Profits. Manchmal waren es Elite-Besucher, wie Fürst Pückler aus Preußen in Ägypten und im Sudan (oder der weit bekanntere Alexander von Humboldt in Spanisch-Amerika). Meist aber waren es junge Abenteurer oder Kaufleute, deren Haupthäuser in Mitteleuropa standen. Diese jungen Männer konnten, sofern sie nicht durch Sklavenhandel superreich geworden waren (wie der Hannoveraner Sklavenhandels-Mediziner Daniel Botefeur), nicht in die traditionelle Land- und Sklavenbesitzer-Elite der Sklaverei-Regimes einheiraten, weil sie dort als Emporkömmlinge galten. So lebten sie meist mit „Sklavinnen-Geliebten“ zusammen. Es gab Kinder aus diesen Verbindungen. Die geliebten Sklavinnen waren fast immer sehr jung. Sie überlebten ihre „geliebten Eigentümer“. Die meisten dieser Sklavinnen wurden von ihrem Eigentümer nach dessen Tod testamentarisch frei gelassen. Sie bekamen einen Teil des Erbes.

Jetzt kommt das Komplizierteste (dargestellt am Beispiel der Escher-Tochter, im Grunde Nichte von Alfred Escher, Zürich, Gründer der USB): Die ehemaligen Sklavinnen und ihre Kinder, jetzt selbst Besitzerinnen von Land und Häusern, kauften meist selbst Sklavinnen und Sklaven; sie wurden zu Sklavenhalterinnen und Sklavenhaltern sowie zu Führungsfiguren einer jeweils lokalen farbigen Sklavenhalterelite.

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