Der Umgang mit Verlusten, ihre Bewertung und Bewältigung ist immer zeitlichem und kulturellem Wandel unterworfen, den es zu historisieren gilt. Auf der Tagung „Verlustgeschichten. Verlieren und Verlorensein als kulturelle Praktiken im Mittelalter“ (22.&23.5.25) werden wir Phänomene des Verlierens, des Verlorenseins und -gehens sowie des Verlusts sowie die damit verbundenen Praktiken und Diskurse im europäischen Mittelalter (ca. 8.–15. Jh.) in interdisziplinärer Perspektive in den Blick nehmen.

Verluste scheinen allgegenwärtig und werden auf zahlreichen Feldern konstatiert, Verlust ist jedoch mehr, als einfach nur das Verschwinden von Phänomenen oder Dingen: Verlust ist ein Verschwinden, das bemerkt und (zumeist negativ) bewertet wird und – da das Ver(lorenge)gangene als Verlust in der Gegenwart wirksam bleibt – potentiell relevant für die Zukunft ist. Andreas Reckwitz hat Verlust jüngst zwar als „Grundproblem der Moderne“ beschrieben, aber aus geschichtswissenschaftlicher Sicht ist hier zu intervenieren: zwar mag die Spätmoderne ihre spezielle Beziehung zu Verlusten haben, Verlust ist jedoch eine menschliche Grunderfahrung, die in allen Epochen beobachtbar ist. Der Umgang mit Verlusten, ihre Bewertung und Bewältigung ist dabei immer auch zeitlichem und kulturellem Wandel unterworfen, den es je spezifisch zu analysieren und zu historisieren gilt. Auf der Tagung werden das Phänomen des Verlusts sowie die damit verbundenen Praktiken und Diskurse in ihrer historischen Dimension in den Blick kommen. Dazu werden Momente des Verlierens, des Verlorenseins und -gehens sowie des Verlusts mit Blick auf das europäische Mittelalter (ca. 8.–15. Jh.) in interdisziplinärer Perspektive analysiert.