Die neuere Politikgeschichte nach der französischen Revolution steht vor einer längst überfälligen Neubewertung. Nach den Thesen der historischen Sozialwissenschaft der 70er Jahre, die im gesellschaftlichen Reformprogramm und Beamtenapparat der napoleonischen Modellstaaten vor allem Zielkonflikte ausmachte und neben der langfristigen Beschleunigungswirkung von Reformen auch Traditionslinien auf dem Land betonte, läge die Frage nahe, ob vermeintlich dauerhafte, konstruktive Impulse der napoleonischen Modellstaaten auf die Nachfolgestaaten des Alten Reichs auch abseits der Transformation gesellschaftlicher Ordnung und schon überhaupt abseits des älteren nationalgeschichtlich geprägten Topos vom „Widerstand gegen die Fremdherrschaft“ existierten. Gilt für den breiten Wandel des politischen Verhaltens in einem modernen, konstitutionellen Staat des frühen 19. Jahrhunderts auch Th. Nipperdeys Diktum, dass „am Anfang“ Napoleon war? Die vorgestellte Arbeit nimmt Kontinuitätslinien von Gemeindeorganisationen, Rechtsgewohnheiten und persönlichen Beziehungsgeflechten auf kommunaler Ebene in den Blick und fragt, auf welche Weise Traditionen politischer Strukturen durch die Regionen und Kommunen Westphalens Eingang in die politische Entwicklung eines neuen, eigentlich modernen und rationalen Staatswesens fanden.

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