Der Vortrag nutzt drei exemplarische Flugblätter des Dreißigjährigen Krieges, um die Nachrichtenkritik und Kritik des Nachrichtenwesens dieses ersten europäischen Medienkrieges näher zu beleuchten. Im Kriegsjahr 1632 erscheinen drei deutschsprachige Flugblätter, in denen eine Riesengeige, ein Narr und ein Warner dargestellt sind. Die geäußerte Kritik an gegenwartsbezogenen Nachrichtenströmen gehört konstitutiv zur Etablierungsphase des periodischen Nachrichtenwesens im Druck seit dem frühen 17. Jahrhundert. In den drei vorgestellten Flugdrucken zeigen sich wesentliche Aspekte einer frühen Auseinandersetzung mit einer als neuartige Medialität wahrgenommenen Weltbeobachtung und -kommentierung, die alltagsprägend die eigene Lebenswelt beeinflusste. Um das Jahr 1632 beginnt im deutschsprachigen Europa eine Mediennutzungsdebatte, zu der die Nachrichtenkritik und die Kritik am Nachrichtenwesen dazu gehört. Der im frühen 17. Jahrhundert in Europa unter Kriegsbedingungen vonstatten gehende Umgang mit Falschmeldungen, gezielter Desinformation und Propaganda in sich stetig aktualisierenden Mediensystemen, die Nachrichtenströme generieren, ist seitdem eine Form einer immer wieder zu lernenden und anzupassenden Medienkompetenz. Dass aus „Fake News“-Vorwürfen rasch eine Kritik des gesamten Gewerbes werden kann, lässt sich im 21. Jahrhundert ebenso feststellen wie im frühen 17. Jahrhundert. Nachdruck erhielt diese Kritik an manipulierten Nachrichten, denen man nicht glauben könne, aber dennoch irgendwie zuhören musste, weil es alltags- und überlebensrelevant in einer Kriegszeit sein konnte, durch eine gefühlte Ohnmachtserfahrung des Ausgeliefertseins und Nichteingreifenkönnens.

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