Präambel

Die Herzog August Bibliothek (HAB) gehört zu den international führenden Forschungszentren für die Kulturgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Sie unterhält ein internationales Stipendienprogramm und ist ein Ort des wissenschaftlichen Dialogs wie der interdisziplinären Zusammenarbeit. Ihre reichen Bestände sind Grundlage zahlreicher Forschungs- und Erschließungsprojekte.

Mit der vorliegenden Forschungsdatenleitlinie bekennt sich die HAB zur Bedeutung von Forschungsdaten im wissenschaftlichen Erkenntnisprozess. Bezugnehmend auf die „Grundsätze zum Umgang mit Forschungsdaten“ der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen und die „Leitlinien zum Umgang mit Forschungsdaten“ sowie die „Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die HAB den nachhaltigen, transparenten und verantwortungsbewussten Umgang mit Forschungsdaten.

Forschungsdaten werden mit unterschiedlichen Methoden erzeugt und verarbeitet. Der verantwortungsbewusste Umgang mit diesen Forschungsdaten ist eine Voraussetzung dafür, Forschung und ihre Ergebnisse nachvollziehbar zu machen. Das Management, die Sicherung sowie die Aufbewahrung und nachhaltige Verbreitung von Forschungsdaten werden nach international anerkannten fachspezifischen Standards erfolgen, wobei rechtliche Vorgaben Beachtung finden.

 

Definition Forschungsdaten und Forschungsdatenmanagement

In wissenschaftlicher Forschung fällt eine große Menge an Forschungsdaten an, die die Grundlage weiterer wissenschaftlicher Forschung bilden. Sie entstehen im wissenschaftlichen Arbeitsprozess oder werden in diesem verarbeitet. Die Art und Form der Forschungsdaten ist dabei unterschiedlich und vielfältig. Es kann sich beispielsweise um digitale Editionen, Digitalisate, Erhebungsdaten, Texte, Metadaten sowie graphisch-visuelle Materialien, Softwareentwicklungen und Simulationen handeln. Zugang zu Forschungsdaten ermöglicht u.a. die Verifikation und Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen sowie der daraus gezogenen Schlussfolgerungen.

Das Forschungsdatenmanagement (FDM) umfasst alle mit dem Veröffentlichen von Forschungsergebnissen verknüpften Aktivitäten, d.h. das Erstellen, Bearbeiten, Archivieren und Publizieren von Daten. FDM gehört zur guten wissenschaftlichen Praxis und sichert Zugang, Nachnutzung, Reproduzierbarkeit und Überprüfung der Qualität von Forschungsergebnissen auch im Sinne der internationalen FAIR-Data-Prinzipien.

 

Empfehlungen

Die Richtlinien guter wissenschaftlicher Praxis, wie sie von der DFG im Kodex zur guten wissenschaftlichen Praxis formuliert wurden, erfordern, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HAB ihre in einem Forschungsprojekt entstandenen und verarbeiteten Forschungsdaten nachhaltig aufbereiten, dokumentieren und zugänglich machen. Es wird angestrebt, dass alle Projekte der HAB bei Beginn einen Forschungsdatenmanagementplan erstellen, Muster werden bereitgestellt.

Die HAB unterstützt ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Forschungsdaten in fachlichen oder institutionellen, vertrauenswürdigen Repositorien zu archivieren und zu publizieren, soweit rechtliche Rahmenbedingungen dies ermöglichen, um sie so der Öffentlichkeit unter expliziter Nennung einer freien Nutzungslizenz (Creative Commons Public Domain oder Creative Commons Attribution) zugänglich zu machen. Die Publikation der Forschungsdaten soll – soweit möglich – entsprechend der FAIR-Data-Prinzipien in offenen und maschinenlesbaren Formaten erfolgen. Die HAB empfiehlt ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, bei der Beantragung von Projekten auch Drittmittel für Forschungsdatenpublikationen einzuwerben.

 

Umsetzung

Die HAB fördert das Forschungsdatenmanagement sowie die offene Datenpublikation, indem sie:

  • Forschungsdaten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren freie Verfügbarmachung rechtlich zulässig ist, identifiziert und über vertrauenswürdige Repositorien bereitstellt. Hierfür wird die vorhandene Infrastruktur (Gitlab und Repositorium) kontinuierlich ausgebaut.
  • in den Projekten, an denen die HAB beteiligt ist, auf eine möglichst vollständige Publikation und freie Zugänglichkeit der zugehörigen Forschungsdaten achtet.
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Forschungsdatenmanagement und Datenpublikation informiert und berät sowie bei der Klärung rechtlicher Fragen im Zusammenhang mit der Datenpublikation unterstützt.
  • Forschungsdaten in ihr Konzept für Langzeitarchivierung integriert.

 

Weiteres

Das Thema Forschungsdaten und Forschungsdatenmanagement wird an der HAB durch eine Reihe weiterer Aktivitäten und Projekte gefördert. Darunter fallen auch nationale und internationale Kooperationen und Netzwerke wie der Forschungsverbund Marbach-Weimar-Wolfenbüttel (MWW), die Beteiligung an NFDI-Initiativen sowie die langjährige Mitarbeit bei CLARIAH-DE und DARIAH-EU.

 

Inkraftreten

Die Forschungsdatenleitlinie tritt am 01.07.2021 in Kraft. Eine Überprüfung und ggf. Anpassung erfolgt in regelmäßigen Abständen.