Bereits im Jahr 2002 hat Anja Harms den dadaistischen Dichter und Bildhauer wörtlich genommen und den widerständigen Witz seiner »Worte, die nur gemalt werden können« in ihr gleichnamiges Künstlerbuch gebannt. Arps Eingangszeile beschreibt aber auch einen Weg, den die Buchkünstlerin zusammen mit dem Bildhauer Eberhard Müller-Fries seit gut vier Jahren geht. Gemeinsam loten sie die Grenzen ihrer jeweiligen Kunstrichtungen aus und versöhnen Gegensätze, die – zumindest was die Beschaffenheit ihrer Materialien angeht – nicht größer sein könnten. Feuergeschwärztes Holz paart sich mit blütenweißem Bütten, raumgreifende Skulptur birgt in Bleisatz gedrucktes Wort, Radierungen streben nach Großformat, Leporellos wollen aufrecht stehen.

Wen wundert es, dass sich dieser in handwerklicher Perfektion geschaffene Widersinn seine eigenen Wege bahnt? Die Objekte erkunden die Bibliothek und wollen von den Besucher*innen im Malerbuchsaal, in der Augusteerhalle und zwischen alten Globen entdeckt werden. Sie spiegeln sich im historischen Ambiente jahrhundertealter Lese- und Wissenskultur und sprechen doch ihre eigene moderne Formensprache. Das Kunstwerk definiert hier selbst seinen Stellenwert: Buchskulpturen sollen von allen Seiten betrachtet und umwandert, Künstlerbücher dürfen umgeblättert werden. Das geht gegen die Gepflogenheiten, gemalte Worte aber wollen begriffen sein.

Anja Harms ist Buchkünstlerin. Klare Formen und aussagekräftige Materialien prägen ihre Bücher. Eberhard Müller-Fries dagegen ist Bildhauer. Er bevorzugt Holz für seine großformatigen Skulpturen und Plastiken.