Dieses digitale Handbuch – initiiert von der Herzog August Bibliothek und auf ihren Beständen aufbauend – stellt bisher wenig erforschte Latein­gram­matiken aus der Zeit zwischen 1450 und 1650 vor. Pädagogische Lateingrammatiken machen ein zentrales Element der frühneuzeitlichen Schulausbildung aus. Sie werden in diesem Projekt erschlossen, analysiert und beschrieben. Ihre  Überlieferung, der Verfasser mit seiner Vita, das Umfeld der Herausgabe sowie die Quellen und die Rezeption der Grammatik werden vorgestellt. Im Mittelpunkt stehen die in deutschsprachigen Gebieten Europas entstandenen Lehrbücher der Frühen Neuzeit. Auch Texte, die aus einer vorhergehenden Zeit stammen, aber zu der Zeit noch im Unterricht eingesetzt wurden, kommen in Betracht. Werke italienischer Renaissance-Humanisten hatten großen Einfluss auf die spätere Entwicklung der Grammatikographie. Sie gehören deshalb zu den Beschreibungsobjekten, sowie – nach Möglichkeit – zentrale Lehrwerke derselben Gattung anderer europäischen Länder.

Die in Mittel- und Nordeuropa veröffentlichten, pädagogischen Latein­grammatiken des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit, ihre Rezeption und ihr Einsatz in Schulen und Universitäten sind bislang wenig erforscht. In Darstellungen zur Geschichte der Grammatik und der Sprachforschung, die sich mit der theorienbildenden Wissenschaftsgeschichte befassen, kommen meist den anspruchsvolleren Werken und bildungstheoretischen Schriften mehr Beachtung zuteil, und die elementare Schulliteratur wird dabei oft übersehen. Selbst die unmittelbaren Quellen grammatik­theoretischer Schriften sind daher bisher vielfach unbeachtet geblieben. Oft wird übersehen, wie der Elementar­unterricht gestaltet war und wie er sich auf den grammatischen Lernprozess und auf die grammatische Perzeption auswirkte. Es kann die These aufgestellt werden, dass die praktische Lehrbuchliteratur nicht nur Auffangbecken andernorts entwickelter theoretischer Konzepte gewesen ist, sondern sie kann eventuell selbst auch den Wandel der Grammatik­konzeption ausgelöst haben.

Das Handbuch wird sukzessive erweitert und wir laden weitere Interessenten ein, frühneuzeitliche Grammatiken zu untersuchen und zu beschreiben. Ziel des vorliegenden Projekts ist es, durch die Digitalisate und die Beschreibung den Zugang zu diesen Grammatiken zu erleichtern, und auf diese Weise zu weiterer Forschung auf dem Gebiet der Grammatikographie anzuregen.

PURL: http://diglib.hab.de/ebooks/ed000171/start.htm

Finanzierung: Eigenmittel
Laufzeit: Beginn 2013
Projektbeteiligte: Dr. Aino Kärnä (Projektleitung, Universität Helsinki (emer.)), Prof. Dr. Anneli Luhtala (Universität Helsinki), Lauri Marjamäki, Jenny Malinen (XML-Bearbeitung), Marcus Baumgarten (HAB), Torsten Schaßan (technische Umsetzung HAB)