Neben Editionen, Kommentaren und Übersetzungen antiker Agrarschriftsteller – zu denen sich aber auch mittelalterliche wie Petrus de Crescentiis gesellen – entsteht seit dem 16. Jahrhundert ein vorrangig volkssprachiges Schrifttum, das eher die praktische Anschauung in den Mittelpunkt stellt. Eine starke Strömung darunter ist südlich der Alpen die Villenliteratur, die den traditionell urbanen Eliten Norditaliens Orientierung beim Betrieb von Landhäusern bot und dabei praktische ökonomische Ratschläge mit dem Lob des Landlebens und der Aufforderung zur Imitation verband. Die frühneuzeitlichen Abhandlungen zum Landbau waren stark von idealisierenden und normativen Vorstellungen geprägt. Inspiriert von der römischen Literatur und dem Bild der moralisch integren maiores wurde insbesondere die Villenliteratur zu einem Medium der adeligen Selbstvergewisserung.

Welche Funktion die literarische Auseinandersetzung mit dem Landbau im Norddeutschland des 16. und 17. Jahrhunderts hatte und welche Rolle dabei die antiken Agrarschriftsteller sowie jüngere Autoren aus Italien und Frankreich spielten, war die Fragestellung dieses Projektes. Es untersuchte normative Vorstellungen im frühneuzeitlichen Landbauschrifttum und analysiert die dahinter stehenden politischen und religiösen Zielsetzungen. Ausgegangen wurde dabei von den Sammlungen der Herzog August Bibliothek, die einen Einblick sowohl in das höfische als auch in das universitäre Milieu erlauben. Das Projekt verband die Auswertung der Texte selbst, unter besonderer Berücksichtigung von Paratexten wie Vorreden und Widmungsgedichten, mit der Frage nach Sammlungsprofilen sowie der Untersuchung von Exemplarspezifika und sonstigen Rezeptionszeugnissen.

PURL: http://diglib.hab.de/?link=054

Finanzierung: Haushalt
Laufzeit: Januar 2014 – Dezember 2016
Projektbeteiligte: Dr. Hartmut Beyer