von Isabelle Stauffer
Wolfenbütteler Forschungen Bd. 152
2018. 328 S. mit 10 s/w-Abb.
ISBN: 978-3-447-10932-1
Preis: € 62,-
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Die Studie beleuchtet die Galanterie als ästhetischen, medien- und emotionshistorischen Knotenpunkt der neueren Literatur- und Kulturgeschichte. Im 17. und 18. Jahrhundert erfreuten sich galante Texte in Form von Romanen, Benimmbüchern und Zeitschriften großer Beliebtheit. Ihre Strahlkraft erstreckte sich vom Salon der berühmten Madeleine de Scudery, über wichtige Mitglieder der barocken Sprachgesellschaften wie Sigmund von Birken und Catharina Regina von Greiffenberg bis zum frühaufklärerischen Gelehrten Christian Thomasius. Nicht nur August Bohse, Christian Friedrich Hunold und Johann Leonhard Rost, die dafür bekannt waren, schrieben galant, sondern auch Werke der Aufklärer und Empfindsamen Johann Michael von Loen, Christian Fürchtegott Gellert und Gotthold Ephraim Lessing erschließen sich vor diesem Hintergrund neu. Erstmals fragt die Studie aus einer dezidiert kulturwissenschaftlichen Perspektive danach, wie die galanten Texte zur Lektüre verfuhren. Sie zeigt, wie es zu einem produktiven, europäischen Kulturtransfer kommt und wie die Texte einem ständisch gemischten Publikum höfisch distinktives Lesevergnügen und praktisches Wissen für den sozialen Aufstieg versprechen. Die Galanterie erweist sich als Grundlage für spätere Entwicklungen: Sie befördert die Gattung des Briefromans, tragt zur Entstehung des modernen Romans bei und ebnet der Zeitschrift den Weg. Emotionale Beziehungsformen wie Zärtlichkeit, Freundschaft und Liebesheirat werden nachhaltig von der Galanterie geprägt, zugleich wird ein modernes Körperverständnis vorbereitet. Ästhetische Prinzipien der Galanterie wie das je ne sais quoi, die air und der tour weisen schließlich auf Aufklärung und Moderne voraus.