Wie der Krieg bedurfte auch der Friedensschluss über den Vertragstext hinaus der Erklärung, Vermittlung und Begründung. Diese Aufgabe übernahmen die Friedensrepräsentationen, die zur damaligen Zeit ein multimediales Phänomen darstellten, da über visuelle Darstellungen, wie Malerei oder Architektur, auch sprachliche Bilder, etwa in Festschriften oder Predigten, bis hin zu musikalischen Formen, in Gesängen und Festmusiken, genutzt wurden. Dabei stützten sich die Friedensrepräsentationen auf einen gemeinsamen Kanon der Motive, Allegorien und Topoi, die europaweit genutzt und verstanden wurden und erreichten dadurch verschiedene Öffentlichkeiten.

Im Rahmen des vom IEG Mainz geleiteten Verbundprojekts „Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen – Repräsentationen des Friedens im vormodernen Europa“ sollen an der HAB die Friedensdichtungen zwischen poetischer Utopie und politischer Pragmatik untersucht werden. Das auf drei Jahre angelegte Promotionsprojekt in Kooperation mit der Universität Göttingen untersucht gelehrte Dichtung als Textgattung kunstvoller und anschaulicher Semantisierung der Friedensthematik. Friedensdichtungen entstanden häufig im Rahmen von Friedensfeiern oder öffentlichen Auftritten politischer Akteure. In ihnen lassen sich auf mehreren Ebenen Bildlichkeiten erschließen, die für die Vermittlung und Legitimation von Friedensschlüssen signifikant sind. Thematisiert, zusammengetragen und untersucht werden Dichtungen aus den 16. bis frühen 18. Jahrhundert, die in Latein oder Deutsch abgefasst wurden und sich auf historische Friedensschlüsse beziehen. Dabei wird von den selbstständig erschienenen Druckschriften im Bestand der HAB ausgegangen; weitere unselbstständige Publikationen sollen durch Einsicht von Druckwerken zu Friedensschlüssen sowie von Dichterwerkausgaben erschlossen werden. Das Projekt fragt in erster Linie nach der literarischen Konzeptionierung von Frieden und soll darüber hinaus erarbeiten, wie mit der politischen und religiösen Problematik von Friedensschlüssen umgegangen wird. Weiter wird gefragt, durch welche sprachlichen Mittel bestimmte Wertvorstellungen vermittelt werden und welche langfristigen Befriedungsmöglichkeiten die Dichtungen entwerfen. Die kooperative Erschließung des Quellenkorpus der verschiedenen Friedensrepräsentationen erfolgt nach Standards des Semantic Web über die Projektplattform WissKI.

Kooperationsprojekt der Herzog August Bibliothek und des Instituts für Europäische Geschichte in Mainz

PURL: http://diglib.hab.de/?link=070

Finanzierung:  Leibniz-Gemeinschaft
Laufzeit: September 2015 – August 2018
Projektbeteiligte: Prof. Dr. Ulrike Gleixner (Kontakt), Franziska Bauer (Bearbeiterin), Prof. Dr. Marian Füssel (Göttingen) (Betreuer des Dissertationsvorhabens)