Im Zuge der Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust und im Rahmen der Gemeinsamen Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes sowie zuletzt der Theresienstädter Erklärung haben sich die Träger öffentlich finanzierter Gedächtnisinstitutionen der Erforschung der Provenienzen ihrer Bestände in der Zeit des Nationalsozialismus verschrieben. Mit dem aktuellen Projekt möchte die Herzog August Bibliothek einen weiteren Beitrag zur Erfüllung dieser Verpflichtung leisten und Erkenntnisse über NS-verfolgungsbedingt entzogene Objekte in ihren Sammlungen gewinnen.

Den Beginn der systematischen Erforschung des Themenkomplexes markierte das abgeschlossene Projekt „NS-Raubgut unter den antiquarischen Erwerbungen der Herzog August Bibliothek seit 1969“ (2020–2022), das gezielt den Aspekt sogenannten sekundären Raubguts in den Blick nahm. Die strukturierte Überprüfung der Bestände der Herzog August Bibliothek auf mögliche NS-Raubgut-Sachverhalte wird mit dem aktuellen Vorhaben fortgesetzt. Im Mittelpunkt steht dabei einerseits die Auswertung der Zugangsbücher aus der NS-Zeit und den unmittelbaren Nachkriegsjahren (ca. 14.000 laufende Nummern für die Jahre 1933 bis 1949); andererseits soll die Untersuchung der antiquarischen Zugänge im Hauptbestand abgeschlossen (ca. 8.200 Einzeldrucke aus den Erwerbungsjahren 1950 bis 1969) und durch die Prüfung zweier als dringlich bewerteter Sondersammlungsbestände (Künstlerbuchsammlung: ca. 350 Objekte; Sammlung Ernst Pepping: ca. 2.300 Einzeldrucke) substanziell ergänzt werden. Im Einklang mit den Washingtoner Prinzipien und der Gemeinsamen Erklärung und in enger Absprache mit den rechtmäßigen Eigentümer*innen sollen, wo immer möglich, für im Bestand der Herzog August Bibliothek im Zuge des Projekts aufgefundene NS-verfolgungsbedingt entzogene Objekte Restitutionen durchgeführt oder andere gerechte und faire Lösungswege erarbeitet werden.

Das Projekt wird durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste gefördert. Die Dokumentation der Rechercheergebnisse erfolgt kontinuierlich im Rahmen des lokalen Bibliothekskatalogs bzw. des Verbundkatalogs sowie – bei erhärtetem NS-Raubgut-Verdacht – in der Objektdatenbank Lost Art  und der Forschungsdatenbank Proveana des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste.

PURL: http://diglib.hab.de/?link=118

Finanzierung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
Laufzeit: Dezember 2022 – November 2024
Projektbeteiligte: Dr. Johannes Mangei (Projektleitung), Dr. Stephan Bialas-Pophanken (Bearbeiter), Antonia Reck (Wissenschaftliche Hilfskraft)