Das kostümierte Turnier bot vom 16. bis zum 18. Jahrhundert der höfischen Gesellschaft die Möglichkeit, Menschen aus aller Welt darzustellen und damit die neuen, erweiterten Horizonte Europas zu interpretieren und für eigene Zwecke nützlich zu machen. Während das Turnier Männern vorbehalten war, nahmen Frauen an Tänzen teil – sowohl an Tänzen, die im Anschluss an Turnieren stattfanden, als auch am Hofballett, das sich nach dem Dreißigjährigen Krieg durch das Heilige Römische Reich verbreitete. Wie das Turnier beinhaltete auch das Hofballett die Nachahmung außereuropäischer Völker und ermöglichte so die allegorische Ausnutzung neuer ethnografischer Erkenntnisse über die Menschen der Welt. Am Wolfenbütteler Hof fanden Festlichkeiten statt, bei denen beispielsweise der älteste Sohn von Herzog Anton Ulrich mit verdunkelter Haut als Afrikaner auftrat. Mein Aufenthalt in Wolfenbüttel wird es mir ermöglichen, die erhaltenen Zeugnisse dieser Feierlichkeiten zu sammeln und mein Projekt über die Verkörperung menschlicher Differenz an europäischen Höfen von der Renaissance bis zur frühen Aufklärung zu bereichern.

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