herausgegeben von Claudius Sittig und Christian Wieland
Wolfenbütteler Forschungen Bd. 144
2018. 364 S. mit 50 s/w-Abb. und 5 Notenbeispielen
ISBN: 978-3-447-10486-9
Preis: € 82,-
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Die Zugehörigkeit zum Adel war im frühneuzeitlichen Europa nicht nur ein sozialer Status, den man durch eine hohe Geburt unzweifelhaft besaß – sie musste vielmehr kontinuierlich in bestimmten Haltungen und Handlungen beglaubigt werden, sowohl gegenüber Mitgliedern des eigenen Standes als auch gegenüber nicht-adligen Zeitgenossen. Dieser performative Aspekt von ‚Adeligkeit‘ verweist auf eine eigene ‚Kunst, ein adeliges Leben zu führen‘, die sich auf den verschiedensten Feldern zeigt. Dazu zählte insbesondere auch ein bestimmter Umgang mit den ‚Künsten‘ im engeren Sinne – mit Literatur, Musik, Malerei und Architektur. Sowohl in spezifischen Modi der Patronage, der Kennerschaft und des Konsums, aber auch der produktiven künstlerischen Praxis lassen sich Spuren von ‚Adeligkeit‘ entdecken. Der interdisziplinär angelegte Sammelband geht in einer europäisch-vergleichenden Perspektive der Frage nach, wie die gleichermaßen sozialen und normativen Begriffe des ‚Adels‘ und der ‚Kunst‘ in der Frühen Neuzeit aufeinander bezogen waren, wie sich Adlige als ‚Künstler‘ verstanden und Kunst als ‚adlig‘ entworfen wurde. Die einzelnen Beiträge aus den Feldern der Sprach- und Literatur‑, Geschichts- und Musikwissenschaft sowie der Kunstgeschichte eröffnen daher nicht nur neue Perspektiven auf die Adelskultur zwischen 1500 und 1800, sondern zugleich auch auf die Genese eines modernen Begriffs der ‚autonomen Kunst‘.