Die Handschrift Cod. Guelf. 64 Weiss. zählt zu den ältesten und textgeschichtlich bedeutsamsten Handschriften in Deutschland. Ihre ältesten Teile stammen aus dem späten 5. Jahrhundert, der Haupttext wurde im frühen 8. Jahrhundert in Norditalien geschrieben. Der Codex ist einer der beiden wichtigsten vollständigen Textzeugen für die Enzyklopädie Isidors von Sevilla (gest. 636). Die Handschrift besteht ganz überwiegend aus Blättern, auf denen dieser Haupttext über ausradierten Texten steht, die aus sieben oder acht spätantiken Vorgängerhandschriften stammen. Unter diesen getilgten, aber noch lesbaren Werken befinden sich die älteste Überlieferung des griechischen Mediziners Galen, Teile von griechischen und lateinischen Evangelien- und Bibelhandschriften, einer der ältesten Texte des ‚Ambrosiaster' genannten Römerbriefkommentars und vor allem der gotische und lateinische Text von Teilen des Römerbriefs.

Die angestrebte Digitale Edition der Handschrift Cod. Guelf. 64 Weiss. zielt nicht in erster Linie auf eine philologische Edition der enthaltenen Texte, sondern dient der Erforschung und Exemplifizierung innovativer Publikations- und Editionstechniken. Dies umfaßt vor allem das Verhältnis der verschiedenen Texte zueinander, sowie die Verknüpfung von Text und Bild und deren Automatisierungspotentiale.

Finanzierung: Gerda Henkel Stiftung, Düsseldorf
Projektbeteiligte: Torsten Schaßan (Projektbetreuer), Stefanie Gehrke (Bearbeiterin), Fabian Schwabe (Bearbeiterin)