herausgegeben von Detlef Haberland
Wolfenbütteler Forschungen Bd. 140
2014. 304 S. mit 24 s/w-Abb.
ISBN: 978-3-447-10288-9
Preis: € 82,-
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Engelbert Kaempfer (1651–1716) ist eine der vielbeachteten und –diskutierten Persönlichkeiten der Reise- und Wissenschaftsgeschichte. Auch wenn nur wenig von seinem Werk bekannt geworden ist, so ist dies mit seinen persischen und botanischen Studien sowie mit seinem postum edierten Japan-Werk maßstabbildend geworden. Geradezu legendär und hochgerühmt, aber auch heute noch nicht wirklich bekannt ist sein mittlerweile dreihundert Jahre altes großes Werk, die Amoenitates Exoticae (Lemgo 1712). Dieses Jubiläum und ihre im Entstehen begriffene elektronische Edition sind der Anlass, sowohl das Werk selbst einer genaueren Analyse zu unterziehen als auch nach Kaempfers Position in der Wissenschaft um die Wende vom 17. Zum 18. Jahrhundert zu fragen. Da sich Kaempfer nach seiner asiatischen Forschungsreise mit den Amoenitates der ‚scientific community‘ bekannt machen wollte, hat er darin Essays zu seinerzeit unbekannten kulturellen und natürlichen Phänomenen publiziert; sie sind, bewusst entgegen dem sich andeutenden Trend zur Veröffentlichung auf Deutsch, in einem kunstvollen Latein verfasst. Es ist derart artifiziell, dass eine vollständige und adäquate Übersetzung bis heute nicht vorliegt. Dies hat bis jetzt die wissenschaftliche Rezeption des Werkes erheblich behindert. Folgende Themenbereiche werden behandelt: Der Druck der Amoenitates, ihre elektronische Edition und ihre Position im Rahmen heutiger elektronischer Editionen, Kaempfers Strategie als Autor und die zeitgenössische Rezeption des Buches. Das Neulateinische als Sprache der Wissenschaft sowie die Amoenitates als ein ‚Wissensspeicher‘ leiten über zu Aufsätzen zum China-Interesse im 17. Jahrhundert, zur Orient- und Russlandkenntnis kurz nach 1700, zur Gattung der botanischen Thesauri sowie zur Entwicklung von Kunst- und Wunderkammern. Mit diesen Beiträgen wird der innovative Wissenschaftler Kaempfer gewürdigt, der mit den Amoenitates eine Reihe von Publikationen eröffnen wollte, die aber aufgrund unglücklicher Lebensumstände seine einzige große Veröffentlichung zu Lebzeiten blieben.

Siehe auch die digitale Edition in der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek.